Gedenktafel für Opfer des Nationalsozialismus beschädigt

Lesben- und Schwulenverband erstattet Anzeige wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und Sachbeschädigung

Die Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus am U-Bahnhof Nollendorfplatz wurde beschädigt. Auf der Tafel finden sich Beschimpfungen wie „Arschlöcher“ und „Verbrecher“. Zudem werden die homosexuellen Opfer als „Nationalsozialisten“ diffamiert. Der Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD), Jörg Steinert, hat Anzeige gegen Unbekannt wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und wegen Sachbeschädigung gestellt. Zudem hat der LSVD das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und die Berliner Verkehrsbetriebe in Kenntnis gesetzt, damit der Schaden schnellstmöglich behoben werden kann. Zeitgleich wurde im Bezirksamt festgestellt, dass fünf Ausstellungstafeln der schwul-lesbischen Ausstellung im Schöneberger Rathaus zu „Karl Heinrich Ulrichs“ (von Gerhard Hoffmann) entwendet und in Müllcontainer geworfen wurden.

Die Nationalsozialisten hielten Homosexualität für eine „widernatürliche Veranlagung“, für eine den so genannten „Volkskörper“ schädigende „Seuche“, die „auszurotten“ sei. Schon kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden im März 1933 die schwulen und lesbischen Lokale Berlins geschlossen. Die vollständige Infrastruktur der ersten deutschen Homosexuellenbewegung, Lokale, Vereine, Verlage sowie Zeitschriften wurden aufgelöst, verboten, zerschlagen und zerstört. Im Herbst 1934 setzte die systematische Verfolgung homosexueller Männer ein. Über 100.000 Männer wurden polizeilich erfasst und rund 50.000 nach den Strafrechtsparagrafen 175 und 175a verurteilt. Etwa 10.000 schwule Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt. Etwa 5.000 Männer überlebten diese Qualen nicht.