Michael Müller: „Erinnerungsorte der homosexuellen Emanzipation gehören zum Berliner Stadtbild“

8. Oktober 2014, 11.30 Uhr: Pressetermin am Magnus-Hirschfeld-Ufer

Am Mittwoch, dem 8. Oktober 2014, um 11.30 Uhr laden die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) zur symbolischen Scheckübergabe mit Bürgermeister und Senator Michael Müller ein. Die Stadtentwicklungsverwaltung stellt die Gelder für die Reparatur der im April von Unbekannten beschädigten Informationstafeln am Magnus-Hirschfeld-Ufer zur Verfügung, die 2011 im Auftrag der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten errichtet wurden. Mit den Tafeln wird – auf Initiative des Lesben- und Schwulenverbandes – an die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung erinnert, die im Berlin des 19. Jahrhunderts ihren Ursprung hat.

Im Jahr 2014 haben sich die Sachbeschädigungen an Erinnerungsorten der homosexuellen Verfolgungsgeschichte sowie der homosexuellen Emanzipationsbewegung gehäuft, hierzu zählen unter anderem die Beschädigung der Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus am U-Bahnhof Nollendorfplatz und mehrfache Beschädigungen der Ausstellung zu „Karl Heinrich Ulrichs“ im Rathaus Schöneberg. Die Sichtscheibe des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen musste nach grober Gewaltanwendung vollständig ausgetauscht werden.

Hierzu erklärt Michael Müller, Bürgermeister von Berlin und Senator für Stadtentwicklung und Umwelt:
„Die Orte, an denen wir in Berlin an die Verfolgung Homosexueller und ihrer Emanzipationsgeschichte erinnern, gehören zur unserem Stadtbild. Sie sind wichtige Mittel der historischen und kulturellen Bildung in unserer Stadt. Daran darf in einer demokratischen und toleranten Gesellschaft kein Zweifel bestehen. Wer diese Erinnerungsorte beschädigt und schändet, übt nicht nur Gewalt gegen Sachen aus, sondern trifft uns alle. Wir werden das nicht hinnehmen und ich freue mich, dass es der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt möglich ist, die benötigten Gelder für die Reparatur dieser Gedenktafeln am Magnus-Hirschfeld-Ufer zur Verfügung zu stellen. Ich danke dem LSVD für seine Initiative und sein Engagement und dem Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten für die Unterstützung.“

Die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung beginnt 1897 mit der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (Whk). Der jüdische Arzt und Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld (1868-1935) war Initiator und maßgeblicher Vertreter dieser Bewegung. 1919 errichtete er auf dem Gelände zwischen dem heutigen Bundeskanzleramt und dem Haus der Kulturen der Welt das Institut für Sexualwissenschaft. Hirschfelds Wirken nahm weltweit Einfluss auf die Abschaffung antihomosexueller Straftatbestände. Zur Aufhebung des § 175 StGB (Strafgesetzbuch) richtete das WhK mehrere Petitionen an den Deutschen Reichstag, denn dieser Paragraf bedrohte „beischlafähnliche Handlungen“ zwischen Männern mit Strafe. 1929 beschloss der Strafrechtsausschuss des Reichstages schließlich, homosexuelle Handlungen nicht mehr unter Strafe zu stellen. Doch zur Abschaffung des § 175 kam es nicht mehr. Nach Hitlers Machtübernahme plünderten Studenten und SA-Männer das Institut für Sexualwissenschaft. Zahlreiche Schriften sowie eine Büste von Magnus Hirschfeld wurden bei der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz (heute Bebelplatz) im Mai 1933 vernichtet. Hirschfeld wurde ausgebürgert und starb 1935 im französischen Exil.

Mittwoch, 8. Oktober 2014, 11.30 Uhr
Pressetermin mit Michael Müller, Bürgermeister von Berlin und Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
Informationstafeln am Magnus-Hirschfeld-Ufer (jeweils etwa 300 m von Luther- oder Moltkebrücke), Berlin-Mitte

Weitere Informationen zum Gedenkort am Magnus-Hirschlfeld-Ufer:

www.denkmal-fuer-berlin.de