… jeder Sport kann transfreundlich sein

Wie alle Menschen, vereint auch Jana mehrere Identitätsaspekte in sich. Für die Respect Gaymes wurde sie jedoch gebeten, aus der Perspektive einer Transfrau über Sport zu sprechen. Im Interview erzählt sie von ihrem Ausschluss von den offziellen Ligaspielen im Volleyball, ihrem erfolgreichen Kampf gegen diesen Ausschluss, der Unterstützung durch ihre Trainerin, ihrer Lieblingssportart Jugger und warum es die Respect Gaymes braucht.

Interview: Stefan Heissenberger.

 

Respect Gaymes: Welche Sportart(en) betreibst du?

Jana: Ein Jahr nachdem ich nach Berlin gezogen bin, habe ich beim queeren Sportverein Vorspiel Volleyball gespielt. Aber irgendwie reizte mich das nicht mehr so sehr wie früher. Und da einer meiner besten Freunde mir immer von Jugger vorschwärmte, beschloss ich, mir das einmal auf einem Turnier anzuschauen. Da merkte ich, ich könnte kaum glücklicher mit der Sportart sein. Dadurch, dass Jugger keine Unterscheidung zwischen Geschlechtern macht, war auch meine Transgeschlechtlichkeit nie auch nur ansatzweise ein Thema im Team.

RG: Wie war dein Verhältnis zum Sport in deiner Jugendzeit?

Jana: Relativ kurz nach meinem Coming-out out habe ich in einem normalen Verein mit Volleyball angefangen. Da waren halt auch viele pubertierende Mädels, die schon viel hinter hervor gehaltener Hand über mich gesprochen haben. Prinzipiell war es aber trotzdem ein super Team und eine tolle Zeit. Auch wenn ich lange Zeit nicht bei offiziellen Spielen mitspielen durfte.

RG: Warum durftest du nicht mitspielen?

Jana: Weil ich halt offiziell ein Typ bin. bzw. war. Das fühlte sich natürlich scheiße an. Nach etwa 1 ½ Jahren hatten wir es geschafft, dass ich doch mitspielen durfte. Ich selbst hatte bei der Volleyball-Liga angefragt und die lehnten mein Ansinnen strikt ab. Dann haben meine Trainerin und ich Materialien zusammengetragen, Atteste dazu gelegt, Hormon-Rezepte etc. Und dann hat sie das glaube ich bei einer Trainerstelle oder so eingebracht und auf einmal ging es ganz schnell.

RG: Wie würdest du das Verhältnis von Transgeschlechtlichkeit und Sport allgemein beschreiben?

Jana: Meiner Meinung nach könnten die meisten Sportarten schon jetzt transfreundlich sein. Vor allem wenn es Sportarten sind, die nicht nach Geschlecht unterscheiden. Aber auch jene die nach Geschlecht unterscheiden, sollten zumindest im Freizeit- und Amateur-Bereich keine Unterschiede machen. Hauptsächlich ist es wichtig wen im Verein zu haben, der hinter einem steht. Wenn man einen Trainer oder eine Trainerin auf der eigenen Seite hat, kann jeder Sport transfreundlich sein.

RG: Ist Sport für dich politisch?

Jana: Für mich ist Sport nicht politisch. Sport ist etwas, dass ich mache um etwas für meinen Körper zu tun und meinen Kopf frei zu bekommen. Deswegen bin ich immer froh, wenn ich beim Sport nicht über meine Geschichte reden muss. Trotzdem finde ich es wichtig, dass eine Veranstaltung wie die Respect Gaymes existiert. Einfach nur um zu zeigen, dass wir aus der LGBTI-Community genauso Sport machen, gewinnen und verlieren wie jede*r andere auch. Als ich zum ersten Mal im Training bei einer neuen Sportart war und direkt Menschen im Respect Gaymes-Shirt gesehen habe, fühlte ich mich direkt wesentlich wohler. Ich wusste, dass es hier hauptsächlich wichtig ist, wer ich bin und was ich kann, nicht was ich bin.