Im Verliererteam musste ich keine Arschbomben kassieren

Frauen und Fußball – eine ambivalente Angelegenheit zwischen Ermächtigung und Ausgrenzung, zwischen Lust und Frust. Genau darüber haben wir mit Frida gesprochen. Im Interview erzählt sie von ihren ersten Gehversuchen im Fußball, von der Zeit, die sie beim Käfigfußball verbracht hat, der Anerkennung, die sie dadurch erfahren hat, übertriebener Härte von Jungs gegenüber Mädchen, gemischtgeschlechtlichen Teams und der verbindenden Kraft des Fußballs.

RG: Kannst du uns was von deinen ersten Schritten im Fußball erzählen?

F: Ich habe einen 2.5 Jahre älteren Bruder, das heißt ich habe in jungen Jahren den Jungs beim Fußball spielen zugeschaut und natürlich auch hier und da gegen den Ball getreten. Wirklich interessiert hat mich Fußball damals nicht. Erst als ich etwa 13 war, kam ich zum Fußball. Den Jungs auf dem Hof fehlte ein Spieler und sie fragten mich ob ich mitmachen will. Ich habe mitgespielt und überzeugt: die Jungs überzeugt und mich davon überzeugt, dass Fußball Spaß macht. Seit diesem Tag, war ich fast jeden Tag im Käfig, ebenbürtig mit den Jungs, ich stand nicht mit den Kleinen hinter dem Tor, sondern war gleich mit von der Partie.

Nach einem halben Jahr Käfigfußball habe ich mir mit einer Klassenkameradin zusammen einen Verein gesucht. Wir starteten in der C-Jugend eines großen Berliner Vereins. Nächste Saison B, aus der B zu den Damen. Nebenbei habe ich immer mit Jungs gespielt, auf verschiedenen Fußballplätzen in der Nähe: man kannte schnell alle Zaunlöcher und wusste, wann und wo die Plätze frei waren.

Ich bin ein Energiebündel und ein Zappelphillip, somit ist Fußball ein super Ausgleich für mich. Ich brauche und genieße die Bewegung. Ich gucke auch gerne Fußball, wobei ich zugeben muss, dass es eher ein soziales Event ist und ich die halbe Zeit am Quatschen bin.

RG: Hat dein Geschlecht jemals eine Rolle gespielt in Bezug auf Fußball?

F: Natürlich hat mein Geschlecht eine Rolle gespielt. Gut in „meinem Käfig“, hat sich schnell rumgesprochen, dass ich spielen kann und die Jungs, die ich auch von klein auf kannte, akzeptierten mich sofort. Bei ihnen genoss ich auch einen Mädchen-Bonus, wenn ich im Verliererteam war, musste ich keine Arschbomben kassieren, es stellte sich immer jemand vor mich, der den Ball abbekam.

Nicht immer war es aber so positiv. In der Schule und auf anderen Plätzen, wo man mit fremden Jungs spielte, musste man sich erstmal beweisen. Manchmal musste man auch Frustfouls einstecken weil die Jungs sich in ihrer „Ehre“ verletzt sahen, manchmal drohten sie damit ihre älteren Brüder zu holen.

Alles in allem habe ich aber nur sehr wenige schlechte Erfahrungen gemacht, ganz im Gegenteil: die Jungs fanden das ziemlich cool. Es ist sogar vorgekommen, dass meine Hofjungs, wenn wer Neues in unseren Käfig kam, mich 1 gegen 1 gegen den Neuen spielen ließen und sich davor nicht nehmen ließen, mit ihm drauf zu Wetten, dass ich gewinne! Dann gab es standardmäßig Cola und Chips für alle.

Meine Eltern reagierten mit einer großen Shoppingtour auf meinen neuen Sport. Ich brauchte ja ein paar passende Klamotten, die meine Radlerhosen ablösen mussten. Und Schuhe mussten her. Es waren die bronze- und schwarzen von Nike, mit der Seitwärtsschnürung, der Vorgänger der „Total 90“, den aktuellen Herthaball gab es noch oben drauf.

RG: Hast du Erfahrungen in einem gemischtgeschlechtlichen Team zu spielen?

F: Ich habe schon immer mit Jungs gespielt, nie aber eine offizielle Mannschaft gegründet. Bis heute spiele ich regelmäßig gemischt, ich finde man kann da nur profitieren, klar sind Männer etwas größer und somit auch schneller etc. Man ist als Frau körperlich unterlegen, aber trotzdem fühle ich mich von allen ernstgenommen. Ich persönlich mache da keinen Unterschied, ich will einfach nur Spielen und gut ist. Und da nun mal mehr Jungs auf den Plätzen der Welt unterwegs sind, spielt man mit ihnen, Punkt.

Der einzige Nachteil ist, wie bereits schon erwähnt, dass man immer wieder auf überehrgeizige Männer trifft, die eine Frau gerne mit noch mehr Tritten und Ellenbogen traktieren als andere Männer, da muss man dann einfach drüberstehen.

RG: Was macht dir am Fußball am meisten Spaß? Hast du mal andere Sportarten ausprobiert?

F: Ich habe schon immer Sport gemacht und bin für annähernd alle Sportarten zu begeistern. Ob Basketball, Volleyball, Bouldern oder Jonglieren, alles macht mir Spaß.

Als Kind habe ich geturnt. Als dass Richtung Leistung ging und wir viel zu viel trainierten habe ich es gelassen. Ich bin auch viele Jahre geritten. Fußball entpuppte sich aber als perfekter Sport für mich. Man kann immer und überall Fußball spielen, man braucht nur einen Ball, man kann alleine spielen und im Käfig oder auf dem Platz seine Skills trainieren. Ab 2 Personen kann man auch super gemeinsam Spielen, nach oben hin gibt es keine Grenzen. Man kann spontan losziehen, wenn man das Bedürfnis hat, meist trifft man auch irgendwelche anderen Spieler in den Käfigen und kann gleich zusammen loslegen. Mittlerweile muss man sich als Frau auch nicht mehr beweisen, es spielen ja jetzt so viele Frauen mit.

Der Fußball verbindet, man hat gleich gemeinsame Gesprächsthemen und da man ein Hobby teilt auch gemeinsam Spaß. Ob man zu Hause auf einem Platz Leute trifft, sich im Urlaub am Strand zu einer Gruppe dazugesellt oder auf Städtetrips Fußballkneipen aufsucht ist dabei egal, man lernt immer neue Leute kennen, mit denen man viel Freude haben kann.