In Zivilcourage steckt Mut

Eine Kampagne des Berliner BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE in Kooperation mit WALL GmbH und HELDISCH

 

Queerfeindlichkeit in Berlin 

Berlin hat ein Problem mit Gewalt. Und zwar insbesondere queerfeindlicher Gewalt.  

Im vergangenen Jahr wurden laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Unterthemenfeld „sexuelle Orientierung“ 1005 Straftaten registriert, davon 227 Gewaltdelikte. Im Unterthemenfeld „geschlechtliche Diversität“ wurden 417 Straftaten registriert, darunter 82 Gewaltdelikte.1 

Die Daten des Berliner Monitoring Trans- und homophobe Gewalt 2022 mit dem Schwerpunktthema transfeindliche Gewalt zeigen ferner, dass die Fallzahlen der queerfeindlichen politisch motivierten Kriminalität allein in Berlin mit 456 erfassten Fällen, von denen 110 Gewaltdelikte waren, enorm hoch liegt.2 Es besteht jedoch legitimer Grund zur Annahme, dass das Dunkelfeld um einiges größer ausfällt. Laut einer im Mai 2020 veröffentlichten Studie der EU-Grundrechtagentur zeigten nämlich lediglich dreizehn Prozent der befragten Menschen bei der Polizei an, wenn sie Übergriffe aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität erlebten.3 

Die Plakatkampagne des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE 

Die 12. Bündniskampagne beschäftigt sich daher wieder mit dem Thema Gewalt – und konkreter damit, was wir alle gegen (queerfeindliche) Gewalt tun können und müssen. 

Wenn etwas Gewalttätiges in der Öffentlichkeit geschieht, ist es einfach, wegzuschauen und unbeteiligt zu bleiben. Die Kampagne des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE zielt darauf ab, zu Zivilcourage zu ermutigen sowie Handlungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten bereitzustellen. In Zivilcourage steckt Mut – es ist ein Ganzkörpereinsatz. Das bedeutet, dass man nicht wegschaut, sondern aufmerksam wird, sich auf die Seite von Betroffenen stellt, auf die Situation aufmerksam macht, Umstehende anspricht, und sich als Zeug*in zur Verfügung stellt, wenn nötig.  

Die Gestaltung der Kampagne 

Das Auge, der Mund, das Ohr und die Hand stellen genau das dar. Die Augen und die Ohren können eine Gewalttat erkennen. Sie erlauben uns, uns zu involvieren und Zeug*in zu werden. Sie erlauben außerdem, Täter*innen zu erkennen und zu identifizieren. Auch ist es wichtig, den Betroffenen zuzuhören, um ihre Erfahrungen zu verstehen und angemessen auf die Situation zu reagieren.   

Mit unserem Mund können wir auf die geschehen Gewalt aufmerksam machen und andere Menschen direkt ansprechen. Wir können laut werden und anmerken, dass ein Übergriff geschieht. Im Hinblick auf Zivilcourage bedeutet Sprechen, dass die eigene Stimme erhoben wird, um gegen Ungerechtigkeit oder Diskriminierung vorzugehen. Das kann bedeuten, die Täter*innen zur Verantwortung zu ziehen, auf die Täter*innen einzureden, Hilfe anzubieten oder die Situation den Behörden zu melden. 

Letztlich haben wir unsere Hände und unseren Körper um uns schützend neben oder vor eine betroffene Person zu stellen. Ob und wie weit wir einschreiten, hängt oft davon ab, wie fähig wir uns fühlen, einzugreifen. Trainings, zum Beispiel zur Selbstverteidigung oder Selbstbehauptung, sind hier ein guter Schritt, um den eigenen Handlungshorizont zu erweitern. 

Zivilcourage als Thema 

Zivilcourage ist wichtig für die tägliche Bekämpfung von Unrecht. Gelebte Zivilcourage der Bevölkerung ermöglicht einer Gesellschaft, gegen Diskriminierung und Missstände solidarisch vorzugehen. Ohne ein couragiertes und solidarisches Verhalten der Bevölkerung können diese Probleme unkorrigiert bleiben und sich weiter ausbreiten. Außerdem schützt Zivilcourage ideelle Werte und Normen, die das Fundament einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft bilden.  

In Kooperation mit HELDISCH GmbH und WALL GmbH 

Diese Kampagne konnte zum zwölften Mal dank der großzügigen Kooperation mit den Bündnismitgliedern HELDISCH GmbH und WALL GmbH ermöglicht werden.  

Die Gestaltung und Ausarbeitung der Kampagne wurden in Kooperation mit HELDISCH GmbH realisiert.  

Die Kampagne wird Anfang 2024 im Berliner Stadtbild zu sehen sein. Die Wall GmbH stellt zur Verbreitung der Kampagne über 3.000 Werbeflächen, analog wie digital, im gesamten Berliner Stadtgebiet zur Verfügung, darunter die aufmerksamkeitsstarke Digital Poster Gallery im U-Bahnhof Friedrichstraße. 

 

 

Quellen

1 Deutscher Bundestag (2023). Registrierte Vorfälle von „Hassgewalt gegen LSBTIQ*“. Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke vom 04.10.2023 (Bundestagsdrucksache 20/8641). Online verfügbar unter https://dserver.bundestag.de/btd/20/086/2008641.pdf (abgerufen am 16.11.2023). 
2 Lüter, Albrecht/Breidscheid, Dana/Greif, Philippe/Imhof, Willi/Konradi, Moritz/Riese, Sarah (2022). Berliner Monitoring trans- und homophobe Gewalt. Zweite Ausgabe 2022. Schwerpunktthema Transfeindliche Gewalt. Berlin, Camino. 
3 European Union Agency for Fundamental Rights (2020). A long way to go for LGBTI equality. Online verfügbar unter https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/fra-2020-lgbti-equality-1_en.pdf (abgerufen am 14.04.2023).