Gedenkveranstaltung am Gedenkort am Klinkerhafen

2012-07-01

Gedenkstätte und LSVD erinnern an die Opfer einer Mordaktion gegen homosexuelle Häftlinge im Außenlager „Klinkerwerk“ des KZ Sachsenhausen vor 70 Jahren

Im Juni 1942 wurden fast alle Rosa-Winkel-Häftlinge aus dem Hauptlager des KZ Sachenhausen ins nahe gelegene Außenlager Klinkerwerk verlegt. Damit begann eine Mordaktion gegen Homosexuelle, die mehrere Monate andauerte. Bis zum September 1942 wurden etwa 200 Häftlinge von der SS getötet: durch sadistische Misshandlungen und absichtlich herbeigeführte Unfälle oder durch Erschießung „auf der Flucht“. Anlässlich des 70. Jahrestages erinnern die Gedenkstätte Sachsenhausen und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) am Sonntag, 1. Juli 2012, um 14 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung am Ort des ehemaligen KZ-Außenlagers Klinkerwerk in Oranienburg an diese Mordaktion.

Zu Beginn sprechen Prof. Dr. Günter Morsch (Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten), Alexander Zinn (Mitglied im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten), Dilek Kolat (Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen des Landes Berlin) und Martin Gorholt (Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg). Unter dem Titel „Es war die Hölle“ folgt eine Lesung aus Erinnerungen von Zeitzeugen, in deren Mittelpunkt ein Bericht von Leo Clasen steht. Leo Clasen war seit 1941 als Homosexueller im KZ Sachsenhausen inhaftiert und gehörte zu den Rosa-Winkel-Häftlingen, die Ende Juni 1942 in das Außenlager Klinkerwerk verlegt wurden. Er ist einer der wenigen Überlebenden der Mordaktion und wurde später, da er Medizin studiert hatte, als Häftlingsarzt im Krankenrevier eingesetzt. Nach der Befreiung berichtete er als einer der wenigen überlebenden Rosa-Winkel-Häftlinge schon in den fünfziger Jahren öffentlich über seine Erlebnisse. Die Veranstaltung wird musikalisch durch den Männerchor „RosaCavaliere“ begleitet.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Führung über das Gelände des ehemaligen KZ Außenlagers Klinkerwerk mit Joachim Müller.

Bereits am Donnerstag, 28. Juni 2012, um 18.30 Uhr lädt die Gedenkstätte Sachsenhausen zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit dem Autor Alexander Zinn ein. Er wird sein Buch „Das Glück kam immer zu mir“ vorstellen, in dem er die Lebensgeschichte von Rudolf Brazda erzählt. Kurz vor der nationalsozialistischen Machtergreifung erlebte der junge Rudolf Brazda sein Coming-out als Homosexueller. Für kurze Zeit genoss er seine erste große Liebe, dann schlugen die Nationalsozialisten zu. Nach zwei Verhaftungen wurde Brazda 1942 in das KZ Buchenwald verschleppt. Dort überlebte er durch viel Glück – und dank seines ungebrochenen Humors und Optimismus. Das Buch von Alexander Zinn erzählt die Geschichte eines erfüllten Lebens, das trotz aller Widrigkeiten von Liebe und Lebensfreude geprägt ist. Zugleich schildert es die unbarmherzige Verfolgung homosexueller Männer während des Nationalsozialismus – eine Geschichte, die bis heute viele blinde Flecken hat.

Zu den Veranstaltungen laden wir alle Interessierten herzlich ein!

Sonntag, 1. Juli 2012, 14 Uhr
„Unnatürliche Todesfälle“
Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Mordaktion an homosexuellen Häftlingen im Außenlager Klinkerwerk im Sommer 1942

anschließend:
Führung über das Gelände des ehemaligen KZ Außenlagers Klinkerwerk mit Joachim Müller

Gedenkort am Klinkerhafen, Oranienburg (B 273 Richtung Bernau, hinter der Brücke über den Oder-Havel-Kanal links)

Donnerstag, 28. Juni 2012, 18.30 Uhr
„Das Glück kam immer zu mir.“ Rudolf Brazda – Das Überleben eines Homosexuellen im Dritten Reich
Vortrag und Gespräch mit dem Autor Alexander Zinn
Moderation: Prof. Dr. Günter Morsch (Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)

Gedenkstätte und Museum Sachsenhauen, Besucherzentrum
Straße der Nationen, 16515 Oranienburg

 

Sonntag, 1. Juli 2012, 14 Uhr

„Unnatürliche Todesfälle“

Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Mordaktion an homosexuellen Häftlingen im Außenlager Klinkerwerk im Sommer 1942

Gedenkort am Klinkerhafen, Oranienburg (B 273 Richtung Bernau, hinter der Brücke über den Oder-Havel-Kanal links)