100 Tage Integrationsbeauftragter Germershausen

Lesben- und Schwulenverband fordert Engagement für homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge

Am Heiligen Abend ist Andreas Germershausen seit 100 Tagen Berliner Integrationsbeauftragter. Am 15. September beschloss der Berliner Senat den Personalvorschlag von Senatorin Dilek Kolat. Am 16. September 2015 trat Germershausen, der bereits seit 2005 als Referatsleiter tätig war, den Posten an.

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) vermisst bislang ein Engagement des Integrationsbeauftragten gegen Homophobie und Transphobie. Homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge fliehen nicht nur vor Verfolgung und Krieg, sondern sind auch nach ihrer Ankunft in Deutschland immer wieder Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Die negativen Erfahrungen sind vielfältig und reichen von grober Gewalt bis hin zu subtilen Formen der Benachteiligung. Insbesondere in den Massenunterkünften werden die queeren Menschen von anderen Flüchtlingen bedroht und erfahren Gewalt, auch in sexualisierter Form. Zudem kommt es z.B. im Bereich der farsi- und arabischsprachigen Übersetzungen immer wieder zu diskriminierenden Situationen, weil beauftragte Sprachmittlerinnen und Sprachmittler homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen ablehnend gegenüberstehen.

Ab 2016 will der Senat 151 Integrationslotsen finanzieren, die insbesondere als Sprachmittler fungieren und bei Behördengängen unterstützen. Hierzu erklärt Jörg Steinert, LSVD-Landesgeschäftsführer: „Die Akzeptanz von Grundrechten sollte Grundvoraussetzung aller Maßnahmen des Integrationsbeauftragten sein. Es muss sichergestellt werden, dass alle Integrationslotsen auch gegenüber homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen offen und wertschätzend auftreten.“

Bereits im September hat der Lesben- und Schwulenverband um einen Gesprächstermin mit Andreas Germershausen gebeten, welcher in den ersten 100 Tagen im Amt nicht ermöglicht wurde. Mitte Januar findet nun ein erster fachlicher Austausch statt. An dem Gespräch beteiligt sich auf Wunsch des LSVD auch das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA).

Bislang ist unbekannt, in welcher Form und in welchem Umfang sich die Verwaltung von Senatorin Dilek Kolat ab 1. Januar 2016 für die Belange von homosexuellen und transgeschlechtlichen Flüchtlingen einsetzt. Ein bei der Landesantidiskriminierungsstelle anhängiger Mehrbedarfsantrag des Lesben- und Schwulenverbandes für die Beratungsarbeit und das Krisenmanagement des Zentrums für Migranten, Lesben und Schwulen (MILES) ist noch nicht beantwortet. Der LSVD sieht dringenden Klärungsbedarf noch vor Weihnachten.