111 Jahre Tennis Borussia

Mit einer „Fummelfahrt“ begann das Engagement gegen Homophobie im Fußball

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg gratuliert dem Berliner Traditionsverein Tennis Borussia (TeBe) zu seinem 111jährigen Jubiläum am morgigen Dienstag. In einer Konditorei in der Straße An der Spandauer Brücke wurde die Berliner Tennis- und Ping-Pong-Gesellschaft Borussia am 9. April 1902 gegründet, knapp eineinhalb Jahre später bekam der Verein eine Fußballabteilung. Bis heute konnten viele sportliche Erfolge erzielt werden. Tennis Borussia ist aber auch eine gesellschaftspolitisch wichtige Institution.

Hierzu erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD):

„Für 50 Pfennige erwarb Tennis Borussia 1903 eine Lizenz, um an der Berliner Fußballmeisterschaft teilzunehmen. Aus heutiger Sicht eine zukunftsweisende Investition. Wir danken dem Verein insbesondere für sein vorbildliches Engagement gegen Homophobie im Fußball.
Als ‚lila-weiße Schwuchteln‘ werden die TeBe-Fans und -Spieler schon seit Jahren verspottet. Bereits während der Saison 1999/2000 setzte sich der Verein diesen Diffamierungsversuchen erfolgreich zur Wehr. Auf der so genannten ‚Fummelfahrt‘ nach Cottbus verkleideten sich alle Fans als Tunten in Kleidern und Stöckelschuhen und warben plakativ mit ‚Lila-Weiß ist schwul´. Wurden die TeBe-Anhänger mit homophoben Pöbeleien konfrontiert, erwiderten sie schlagfertig und mit viel Humor ‚Ja, wir sind schwul. Komm doch rüber, Kleiner!‘ Im Zuge der ‚Fummelfahrt‘ fand ein tatsächlich schwuler TeBe-Fan den Mut, sich vor seinen Kollegen zu outen und erfuhr Sympathie und Akzeptanz.
Heute ist Tennis Borussia engagierter denn je im Kampf gegen Homophobie. Der Verein unterstützt seit Jahren die Respect Gaymes, ist Mitbegründer des Bündnisses gegen Homophobie, klärt in Kooperation mit dem Projekt Soccer Sound des Lesben- und Schwulenverbandes auf und stößt immer wieder Diskussionen über homosexuellenfeindliche Mechanismen im Fußball an. 
Ein besonderer Dank gilt dem Verein für die Initiative ‚Fußballfans gegen Homophobie‘, zu der Fans mit großen Bannern ausgestattet durch etliche Stadien in ganz Deutschland und sogar im europäischen Ausland ziehen und Flagge gegen Diskriminierung und Intoleranz zeigen. Dieses Engagement wurde 2012 mit dem Magnus-Hirschfeld-Preis ausgezeichnet.
Tennis Borussia beweist, dass man auch mit 111 Jahren tolerant und weltoffen sein kann.“