25 Jahre AKTION STANDESAMT

Emanzipationsgeschichte sollte Teil des Schulunterrichts sein

Vor 25 Jahren fand in Deutschland die AKTION STANDESAMT statt. Am 19. August 1992 bestellten 250 lesbische und schwule Paare bundesweit auf Standesämtern das Aufgebot zum Zwecke der Eheschließung. Noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland waren Schwule und Lesben in Presse, Funk und Fernsehen so präsent. Die vom Schwulenverband in Deutschland (heute: Lesben- und Schwulenverband) und den Schwulen Juristen (heute: Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule Juristen) initiierte Aktion gab der abstrakten Forderung nach Gleichstellung ein Gesicht, beziehungsweise viele sympathische Gesichter. Zum ersten Mal wehrten sich Lesben und Schwule gegen das Eheverbot für Homosexuelle.

Der Schwerpunkt der Kampagne lag in Berlin. Mit der AKTION STANDESAMT erlebte die homosexuelle Bürgerrechtsbewegung eine neue Blüte. Zuvor hatten sich Befürworter und Gegner innerhalb der Homosexuellenbewegung gegenseitige gelähmt. In der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft war zugleich ein Unrechtsbewusstsein kaum ausgeprägt. Die Aktion muss daher als Meilenstein bei der Durchsetzung des Gedankens der Gleichberechtigung betrachtet werden.

Auch wenn die EHE FÜR ALLE am 1. Juli 2017 endlich im Deutschen Bundestag beschlossen wurde und am 1. Oktober 2017 in Kraft tritt, darf der lange Kampf, das hartnäckige politische und juristische  Wirken nicht vergessen werden. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg wird sich zukünftig daher verstärkt dafür einsetzen, dass Emanzipationsgeschichte Teil des Schulunterrichts ist.