Krisenwohnung für homosexuelle Männer fehlt – Grab von Hatun Sürücü verwahrlost
Eine Umfrage des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung hat ergeben, dass im Jahr 2013 insgesamt 460 Fälle von Zwangsverheiratung bekannt geworden sind. Hier finden Sie die Zusammenfassung der Umfrage zu Zwangsverheiratung.
Anlässlich des 10. Todestages von Hatun Sürücü hat der Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung zudem einen Forderungskatalog erstellt.
Hierzu erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD):
„Auch Lesben und Schwule leiden unter falschen Ehrvorstellungen in Familien, sie werden Opfer von Gewalt und Zwangsverheiratung. Noch immer fehlt es an Krisenwohnungen für Männer, die zum Bespiel aufgrund ihrer Homosexualität zwangsverheiratet werden sollen. Der Staat vernachlässigt diesbezüglich seine Fürsorgepflicht.
Der Lesben- und Schwulen fordert zudem Politik und öffentliche Verwaltung auf, dafür Sorge zu tragen, dass das Grab von Hatun Sürücü würdig gepflegt wird und nicht weiter verwahrlost.“
Seit 1999 werden Lesben und Schwule mit Migrationshintergrund im LSVD-Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) dabei unterstützt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Erfahrung der Arbeit zeigt, dass es insbesondere einen Bedarf an Krisenwohnungen für schwule Männer im Erwachsenenalter gibt.
Seit 2002 beschäftigen sich der Berliner AK gegen Zwangsverheiratung und die Unterarbeitsgruppe „Schulaktionen gegen Gewalt“, die von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg koordiniert werden, mit dem Thema Zwangsverheiratung. In den oben genannten Gremien sind die Berliner Antigewaltprojekte, Krisen- und Zufluchtseinrichtungen, TERRE DES FEMMES, der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, Frauenhäuser, Schulen, Rechtsanwältinnen, Polizei, Jugendämter und Jobcenter, die mit dem Thema konfrontiert sind, vertreten.