Ausstellung über schwulenfeindliche Gewalt aus Rathaus Reinickendorf verbannt

Terminhinweis: Protestaktion im Foyer des Rathauses Reinickendorf
Donnerstag, 25. September 2008, 11.30 Uhr

„So etwas gibt es bei uns nicht“

Ausstellung über schwulenfeindliche Gewalt aus Rathaus Reinickendorf verbannt – Protestaktion am Donnerstag

Nach der Verbannung der Ausstellung „Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt“ aus dem Rathaus Reinickendorf laden der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) und das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo für Donnerstag zu einer Protestaktion: 11.30 Uhr im Foyer des Rathauses Reinickendorf. Im Rahmen dieser Aktion sollen die im Rathaus unerwünschten Bilder der Öffentlichkeit vorgestellt werden. LSVD und Maneo wollen Reinickendorfer Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit geben, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Die Maneo-Ausstellung „Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt“ sollte auf Initiative des Reinickendorfer Bezirksparlaments in diesem Sommer im Foyer des Rathauses gezeigt werden. Die zuständige Stadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) äußerte jedoch Bedenken, die Ausstellung könne für Jugendliche nicht geeignet sein, weil auf den Fotos schwere Körperverletzungen zu sehen sind. Statt im Rathaus sollte die Ausstellung daraufhin im Fontanehaus gezeigt werden. Aber auch hier wollte das Bezirksamt das Foyer nicht zur Verfügung stellen. Stattdessen sollte die Ausstellung in einen kleinen abgeschlossenen Raum, der nur über lange verwinkelte Gänge zu erreichen ist, abgeschoben werden. Aus diesem Grund sagte Maneo-Projektleiter Bastian Finke die Ausstellung schließlich ab.

Durch die neuerliche Verbannung hätte man allenfalls Besucher, die gezielt wegen der Ausstellung ins Fontanehaus kommen, erreicht – nicht aber die breite Öffentlichkeit. Das widersprach der Ausstellungskonzeption, die auf eine Präsentation an öffentlichen Orten setzt. Denn auch die schwulenfeindlichen Gewalttaten, die in der Ausstellung gezeigt werden, finden in aller Öffentlichkeit statt.

Die Ausstellung zeigt Fotos von schwulen Männern, die Opfer homosexuellenfeindlicher Gewalttaten wurden. Sie dokumentiert die teilweise lebensgefährlichen Verletzungen der Opfer. Ziel ist es, für das Ausmaß und die Folgen homophober Hassdelikte zu sensibilisieren und solchen Gewalttaten vorzubeugen.

Die Ausstellung wurde bereits an vielen öffentlichen Orten präsentiert, zum Beispiel im Rathaus Wilmersdorf.  Im Oktober wird sie im Foyer des Berliner Polizeipräsidiums zu sehen sein. In Reinickendorf verhält sich das Bezirksamt dagegen vollkommen ignorant. Schwule und Lesben, Homophobie, Diskriminierung oder schwulenfeindliche Gewalt?  „Bei uns gibt es so etwas nicht“, scheint die Reinickendorfer Antwort zu sein.