Begrüßung von Ulrich Keßler (LSVD) bei der CSD-Gedenkveranstaltung

Foto: So-Rim Jung, LSVD Berlin-Brandenburg

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

im Namen des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg möchte ich Sie ganz herzlich dazu begrüßen, jetzt und hier für kurze Zeit inne zu halten. Bevor es bei den heutigen Veranstaltungen zum Christopher Street Day bunt, laut, politisch, lebensfroh und selbstbewusst zugeht, wollen wir der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus gedenken, die von derartigen Möglichkeiten nicht einmal hätten träumen können. Besonders bedanken möchte ich bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, für ihr Kommen und ihren anschließenden Redebeitrag.

Ausdrücklich begrüßen möchte ich auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin wird heute von Staatssekretärin Barbara Loth vertreten. Herzlich willkommen Frau Staatssekretärin.

Dass auch Mitglieder des Deutschen Bundestages und des Berliner Abgeordnetenhauses sowie Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Parteien, Vereinen und der Antidiskriminierungsstelle anwesend sind, ist ein ermutigendes Zeichen für einen immer breiter werdenden gesellschaftlichen und politischen Konsens für Teilhabe von Lesben, Schwulen und Transmenschen und gegen Ausgrenzung und Homophobie.

Weniger erfreulich sind zahlreiche Beschädigungen an Erinnerungsorten der homosexuellen Emanzipations- und Verfolgungsgeschichte in den vergangenen Monaten. So wurden seit Anfang des Jahres Ausstellungen zerstört, Gedenksteine und Gedenktafeln beschmiert, verbogen und zerkratzt. Auch die Sichtscheibe des Denkmals, vor dem wir heute stehen, wurde beschädigt. In diesem Zusammenhang möchte ich der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas danken, die die Sichtscheibe ausgetauscht hat, damit keine unwürdigen Beschädigungen diesen wichtigen Gedenkort prägen. Ebenso haben die Berliner Verkehrsbetriebe am Gedenkstein am U-Bahnhof Nollendorfplatz schnell und beherzt gehandelt. Auf ein ähnlich konsequentes Handeln bei der beschädigten Gedenktafel am Magnus-Hirschfeld-Uferwarten wir leider noch, obwohl wir uns bereits vor zwei Monaten an die eigentlich zuständigen Stellen gewendet haben.

Nachdem die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus in beiden deutschen Staaten lange verschwiegen wurden, ist uns diese partei- und organisationsübergreifende Unterstützung beim Gedenken besonders wichtig. Der Bewusstseinswandel in Staat und Gesellschaft zum Thema Homosexualität ist erfreulicher Weise weit fortgeschritten, im Blick auf die immer noch ausstehende Rehabilitierung aller nach § 175 Strafgesetzbuch Verfolgten aber noch längst nicht vollendet.

Gleichwohl ist Homophobie auch heute immer noch ein virulentes Problem in unserer Gesellschaft. Deshalb muss diese Gesellschaft, müssen also wir alle uns jeglichen homophoben Tendenzen entgegen stellen und Flagge zeigen. Ein Kuss zwischen zwei Männern oder zwei Frauen darf nicht zur Zielscheibe von Anfeindungen werden. Auch dafür setzt dieses Mahnmal ein deutliches Zeichen, nicht zuletzt durch den wiederholten Vandalismus.

Ich möchte mich schließlich beim Mitveranstalter, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, für die – nicht nur – technische Unterstützung bedanken. Ihr Direktor Uwe Neumärker wird selbst noch das Wort an uns richten. Weiter sind hier mit uns die Initiative Queer Nations mit Bodo Niendel, der Britische Menschenrechtsaktivist Peter Tatchell, der Berliner CSD e.V. mit Dr. Sissy Kraus, die ebenfalls zu uns sprechen werden, sowie das Aktionsbündnis CSD Berlin 2014.

Ich danke nochmals Ihnen allen für Ihr Kommen und übergebe nun das Wort an Frau Bundesministerin Manuela Schwesig.

Es gilt das gesprochene Wort.