Lesben- und Schwulenverband begrüßt Abstimmungsergebnis des Ausschusses für Bildung und Kultur der BVV Tempelhof-Schöneberg
Am gestrigen Donnerstagabend hat der Ausschuss für Bildung und Kultur der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg den Antrag auf Benennung einer Brücke nach Hatun Sürücü ohne Gegenstimme angenommen. Bei der Ausschusssitzung wurden unter anderem die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) angehört. „Mit der Benennung soll ein dauerhaftes und sichtbares Zeichen für ein selbstbestimmtes und freies Leben in einer pluralen Gesellschaft gesetzt werden“, so Jörg Steinert, der den Lesben- und Schwulenverband im Ausschuss vertrat. Terre des Femmes und Lesben- und Schwulenverband haben dem Ausschuss über 250 Unterschriften überreicht, die in den vergangenen Wochen für das Anliegen gesammelt wurden.
Terre des Femmes fordert bereits seit mehreren Jahren die Benennung einer Straße oder Brücke nach Hatun Sürücü und wird dabei vom Lesben- und Schwulenverband und vielen anderen Organisationen unterstützt. So begrüßt auch der Berliner Arbeitskreis Zwangsverheiratung, in dem u. a. Berliner Antigewaltprojekte, Krisen- und Zufluchtseinrichtungen und Frauenhäuser vertreten sind, die nun gestartete parlamentarische Initiative der CDU nach Benennung der geplanten Brücke zwischen Tempelhofer Feld und Oberlandstraße nach Hatun Sürücü. Im Ausschuss votierten gestern CDU und Grüne geschlossen für den Antrag. Die SPD enthielt sich. Es gab keine Gegenstimmen.
Vor acht Jahren – am 7. Februar 2005 – wurde Hatun Sürücü von ihrem Bruder an einer Bushaltestelle in der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof erschossen. Anlass für den so genannten „Ehrenmord“ war, dass die junge Frau ein modernes und selbstbestimmtes Leben führen wollte. Der Lesben- und Schwulenverband rief vor acht Jahren erstmals zu einer Trauerkundgebung auf, zu den ersten Unterstützerinnen und Unterstützern gehörten zum Beispiel die Bürgerrechtlerin Seyran Ateş und die Schauspielerin Maren Kroymann.
In den folgenden Jahren organisierte meist das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg die Gedenkveranstaltung am 7. Februar. An dieser nahmen stets Vertreterinnen und Vertreter von Frauen- und Mädchenprojekten, des Türkischen Bundes, des Abgeordnetenhauses, der Bezirksverordnetenversammlung und des Lesben- und Schwulenverbandes teil – zunehmend aber auch Väterprojekte und Projekte von jungen Männern, wie zum Beispiel den Heroes. Die Mädchen- und Frauenabteilung von Türkiyemspor organisierte 2013 zudem Podiumsdiskussionen zum Thema.
Der Lesben- und Schwulenverband fordert Politik und Verwaltung auf, die Benennung der geplanten Brücke zwischen Tempelhofer Feld und Oberlandstraße nach Hatun Sürücü konsequent zu verfolgen.