TERRE DES FEMMES und Lesben- und Schwulenverband begrüßen ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt im Namen der Ehre im Stadtbild
Laut Senatsbeschluss wird eine Brücke an der Sonnenallee in Berlin-Neukölln nach Hatun Sürücü benannt werden. Bereits am 18. Juni 2013 hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg auf Initiative des Bezirksverordneten Matthias Steuckardt den Antrag auf Benennung einer geplanten Brücke zwischen Tempelhofer Feld und Oberlandstraße nach Hatun Sürücü angenommen. Am 2. Mai 2013 hatte sich der zuständige Ausschuss für Bildung und Kultur für die Benennung ausgesprochen. Bei der Ausschusssitzung wurden die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) angehört. Die beiden Organisationen hatten mehr als 250 Unterschriften für eine Hatun-Sürücü-Brücke gesammelt. Die Brücke zum Tempelhofer Feld wurde schließlich aber nicht gebaut. Seitdem war das Benennungsverfahren bei der heutigen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz anhängig. Auch der Bezirk Neukölln hatte auf Anfrage der Senatsverwaltung den Namen „Hatun-Sürücü-Brücke“ vorgeschlagen.
Hatun Sürücü war eine starke und mutige Frau, die trotz familiärer Zwänge und patriarchaler Strukturen ein selbstbestimmtes und freies Leben führte – bis zum 7. Februar 2005, an dem sie Opfer eines „Ehren“-Mordes durch ihren eigenen Bruder wurde.
Zur Brückenbenennung erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg: „Unser jahrelanges Wirken für mehr Sichtbarkeit im Stadtbild hat sich ausgezahlt. Mit der Benennung wird ein dauerhaftes und sichtbares Zeichen für ein selbstbestimmtes und freies Leben in einer pluralen Gesellschaft gesetzt“. Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES betont: „Die Brückenbenennung ist eine Mahnung an Politik und Gesellschaft: Mutige Frauen wie Hatun Sürücü müssen besser geschützt werden, zum einen durch eine langfristige Finanzierung von spezialisierten Beratungs- und Schutzeinrichtungen, zum anderen durch Schulungen von relevanten Berufsgruppen wie Lehrkräften.“
Morgen um 14 Uhr findet das jährliche Gedenken an Hatun Sürücü sowie aller Opfer von Gewalt im Namen der Ehre am Gedenkstein für Hatun Sürücü (Oberlandgarten 1/Ecke Oberlandstraße in 12099 Berlin-Tempelhof) statt. Um 16.45 Uhr wird zudem auf dem Rathausvorplatz in Neukölln die Fahne „Selbstbestimmt leben – gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ gehisst.