Evangelische Kirche bekennt sich zu Vielfalt von Familie

Jüdisch-christlicher CSD-Gottesdienst in Berlin

Gestern hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Orientierungshilfe zum Thema Familie veröffentlicht. Der Text trägt den Titel „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“.

Zur biblisch-theologischen Einordnung erklärte gestern der Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider: „Angesichts der Vielfalt biblischer Bilder und der historischen Bedingtheit des familiären Zusammenlebens entsprechen ein normatives Verständnis der Ehe als ,göttliche Stiftung‘ und eine Herleitung der traditionellen Geschlechterrollen aus einer vermeintlichen ,Schöpfungsordnung‘ weder der Breite des biblischen Zeugnisses noch unserer Theologie.“ Das „geschichtliche Gewordensein und der Wandel familiärer Leitbilder“ setze die Orientierungshilfe der EKD voraus, so Schneider. Dabei könne sie sich auch auf Martin Luther beziehen, denn bei aller Hochschätzung als „göttlich Werk und Gebot“ erklärte Luther die Ehe zum „weltlich Ding“, das von den Partnern gestaltbar sei und gestaltet werden müsse.“ Schneider: „Aus einem evangelischen Eheverständnis kann heute eine neue Freiheit auch im Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen erwachsen – im Umgang mit Geschiedenen genauso wie mit Einelternfamilie oder auch mit gleichgeschlechtlichen Paaren.“

Hierzu erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD): „Wir begrüßen die mit dem Papier transportierte offene Haltung der Evangelischen Kirche zu lesbischen und schwulen Paaren. In diesem Sinn freuen wir uns ganz besonders auf den gemeinsamen CSD-Gottesdienst in Berlin.“

Am Vorabend des Christopher Street Day, dem 21. Juni 2013, um 18.00 Uhr lädt der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte in Kooperation mit dem Abraham-Geiger-Kolleg und dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg zu einem jüdisch-christlichen Gottesdienst in die St. Marienkirche am Alexanderplatz ein. Unterstützt wird der Gottesdienst von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz.

Den Gottesdienst gestalten Generalsuperintendantin Ulrike Trautwein, Superintendent Dr. Bertold Höcker und Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka unter anderem mit Unterstützung Senator Mario Czaja sowie Vertreterinnen und Vertretern der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg. Die musikalische Begleitung übernehmen The Embassy Singers.

Im Anschluss an den Gottesdienst  bittet der Kirchenkreis zu einem Empfang. Die Kollekte ist für ein lesbisch-schwules Projekt in St. Petersburg sowie das gegenüber dem Bundeskanzleramt geplante Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung (www.denkmal-fuer-berlin.de) bestimmt.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sind bisher die einzigen Religionsgemeinschaften im Bündnis gegen Homophobie.

Freitag, 21. Juni 2013, 18.00 Uhr
St. Marienkirche
Karl-Liebknecht-Str. 8, Berlin-Mitte, S- und U- Alexanderplatz

www.berlin.lsvd.de
www.kkbs.de
www.ekd.de/EKD-Texte/orientierungshilfe-familie/index.html