„Flüchtlingsunterkünfte dürfen keine rechtsfreien Räume sein“

Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule schult Berliner Polizei zur Lebenssituation von homosexuellen und transgeschlechtlichen Flüchtlingen

Am heutigen Mittwoch schult die Leiterin des LSVD-Zentrums für Migranten, Lesben und Schwule, Jouanna Hassoun, die Berliner Polizei zur Lebenssituation und den Problemen von homosexuellen und transgeschlechtlichen Flüchtlingen. Von August bis Dezember 2015 wendeten sich 95 homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge wegen Gewaltvorfällen an den Lesben- und Schwulenverband. Die meisten Gewalttaten ereigneten sich in Flüchtlingsunterkünften. Auch im Januar 2016 kam es wiederholt zu solchen Straftaten. Der Großteil der Vorfälle wurde bisher nicht bei der Polizei angezeigt.

Hierzu erklärt Kriminaloberkommissarin Maria Tischbier, Ansprechpartnerin für Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche Menschen bei der Polizei Berlin: „Der Lesben- und Schwulenverband ist ein wertvoller Kooperationspartner im Zusammenhang mit Gewalttaten gegen homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge. Unser regelmäßiger Austausch ist eine wichtige Informationsquelle zur Situation von LSBTI-Flüchtlingen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der sehr wenigen Strafanzeigen aus diesem Bereich von großer Bedeutung für uns.“

Der Lesben- und Schwulenverband ruft alle Beratungseinrichtungen und Flüchtlingsunterkünfte dazu auf, sich in Fällen von Gewalttaten gegen queere Flüchtlinge an die Berliner Polizei oder den LSVD zu wenden. Die Erkenntnisgrundlagen sind für Opferhilfe, Prävention und Strafverfolgung wichtig.

Bereits im vergangenen Herbst hat die Arbeiterwohlfahrt in Berlin seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Flüchtlingsbereich durch den Lesben- und Schwulenverband schulen lassen. Sensibilisierungsplakate sowie Beratungsflyer des LSVD in deutscher, englischer und arabischer Sprache wurden allen AWO-Flüchtlingseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus haben Engagierte von „Wedding hilft“ eine Arbeitsgruppe zu queeren Flüchtlinge gegründet, die sich zukünftig in Einrichtungen der AWO engagieren wird. Der Lesben- und Schwulenverband steht zudem in engem Kontakt mit der Caritas und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.

„Es ist gut, dass nun in Nürnberg und Berlin spezielle Unterkünfte für homosexuelle und transgeschlechtliche  Flüchtlinge entstehen. Zugleich muss sichergestellt sein, dass alle Flüchtlingsunterkünfte sichere Orte für nicht-heterosexuelle Menschen sind. Flüchtlingsunterkünfte dürfen keine rechtsfreien Räume sein“, so Yasmine-Blanche Werder, Vorständin beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg.

Zuletzt wurden auch in der größten Berliner Flüchtlingsunterkunft, dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, homophobe Gewaltvorfälle bekannt. Der Betreiber und der Lesben- und Schwulenverband wollen die Zusammenarbeit daher intensivieren.

Die meisten Angebote für Flüchtlinge finanziert der LSVD derzeit über Spenden. Spendenkonto: www.berlin.lsvd.de/spenden