Gedenken an Hatun Sürücü

2014-02-07

©Foto: TERRE DES FEMMES

TERRE DES FEMMES, Lesben- und Schwulenverband und Berliner Arbeitskreis gegen Zwangsverheiratung mahnen gegen Ehrverbrechen

Am Freitag, dem 7. Februar, jährt sich der Todestag von Hatun Sürücü zum neunten Mal. Tatmotiv ihres Bruders war die Rettung der vermeintlichen Familienehre. Der sogenannte Ehrenmord an Hatun Sürücü hat 2005 Deutschland erschüttert und eine Debatte über Menschenrechtsverletzungen im Namen der Ehre angestoßen. Zu ihrem Gedenken werden TERRE DES FEMMES, der Lesben und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD), der Berliner Arbeitskreis (AK) gegen Zwangsheirat zusammen mit HEROES und Türkiyemspor Frauen- und Mädchenabteilung am Gedenkstein in Berlin-Tempelhof Blumen niederlegen und eine Schweigeminute abhalten.

Die Gedenkveranstaltung beginnt um 15 Uhr am Gedenkstein für Hatun Sürücü Oberlandgarten 1/Ecke Oberlandstraße in 12099 Berlin-Tempelhof.
1.    Begrüßung durch Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin für Tempelhof-Schöneberg
2. Dilek Kolat, Berliner Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen
3. Statements von Jugendlichen von HEROES und Türkiyemspor Frauen- und      Mädchenabteilung
4. Grußworte von Monika Michell (TERRE DES FEMMES), Jörg Steinert (LSVD Berlin-Brandenburg), Petra Koch-Knöbel (Berliner AK gegen Zwangsheirat)
5. Kranzniederlegung und Gedenkminute für Hatun Sürücü

Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES: „Allein 2013 meldeten sich 183 Hilfesuchende zu Ehrgewalt und Zwangsheirat in unserer Beratungsstelle. Die Anfragen belegen: Wir dürfen im Kampf gegen diese schwere Form der Gewalt nicht nachlassen! Jede Frau hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt!“ Um bedrohte Mädchen zu erreichen, ging TERRE DES FEMMES 2013 erstmals mit der Aufklärungskampagne „Mein Herz gehört mir“ in Berliner Schulen und schulte zusätzlich Lehrkräfte.

Eine breit angelegte Öffentlichkeitskampagne über Ehrgewalt aufgrund steigender Beratungsanfragen fordert der Berliner AK gegen Zwangsheirat. Der AK wird dieses Jahr wieder eine Abfrage in Berliner Einrichtungen durchführen, um die Zahl der Betroffenen zu erfassen. Petra Koch-Knöbel, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und Sprecherin des Berliner AK: „Zwangsverheiratung muss als  Menschenrechtsverletzung geächtet werden und ist weder aus patriarchalisch-traditionellen noch aus vermeintlich religiösen Gründen akzeptabel.“  

„Auch Lesben und Schwule leiden unter falschen Ehrvorstellungen in Familien. Menschen wie Hatun Sürücü – egal ob heterosexuell oder homosexuell – müssen besser geschützt werden. Politik und Zivilgesellschaft sind in der Pflicht, zu einem Bewusstseinswandel beizutragen“ so Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg.

Zudem fordern TERRE DES FEMMES, der Berliner AK gegen Zwangsheirat und der LSVD die Benennung der geplanten Brücke zwischen Tempelhofer Feld und Oberlandstraße nach Hatun Sürücü. „Damit soll ein dauerhaftes und sichtbares Zeichen für ein selbstbestimmtes Leben gesetzt werden“, so Steinert. Mitte Juni 2013 nahm die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg den Antrag auf Benennung der Brücke nach Hatun Sürücü an. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist nun für die Durchführung der Brückenbenennung zuständig, wobei das Votum des Bezirks zu berücksichtigen ist. Die Brücke soll 2016 fertiggestellt sein.

Die gemeinsame Pressemitteilung als Download finden Sie hier: PressemitteilungHatun_Sürücü

Für Nachfragen und Interviews stehen wir gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an:

TERRE DES FEMMES, Astrid Bracht, Pressereferentin, Tel. 030/40504699-25 oder per E-Mail an: presse@frauenrechte.de.
TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen – gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel und Zwangsprostitution. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin. Weitere Informationen finden Sie unter www.frauenrechte.de.

LSVD Berlin-Brandenburg, Jörg Steinert, Geschäftsführer und Pressesprecher, Tel. 030/70717580 oder per E-Mail an joerg.steinert@lsvd.de.
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg ist eine gemeinnützige und mildtätige Selbsthilfe- und Wohlfahrtsorganisation und für viele Menschen die erste Anlaufstelle bei Fragen im Zusammenhang mit dem Thema Homosexualität. Der LSVD will erreichen, dass Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender ihre persönlichen Lebensentwürfe selbstbestimmt entwickeln können, frei von rechtlichen und anderen Benachteiligungen, frei von Anfeindungen und Diskriminierungen.

Petra Koch-Knöbel – Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und Sprecherin des Berliner AK gegen Zwangsheirat ist erreichbar unter Tel. 030/90298-4111/-4109 oder per E-Mail an: petra.koch-knoebel@ba-fk.berlin.de
Seit 2002 beschäftigt sich der Berliner AK gegen Zwangsverheiratung und die Unterarbeitsgruppe Schulaktionen gegen Gewalt, die von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg koordiniert werden mit dem Thema Zwangsverheiratung. In den oben genannten Gremien sind die Berliner Antigewaltprojekte, Krisen- und Zufluchtseinrichtungen, TERRE DES FEMMES, Frauenhäuser, Schulen, Rechtsanwältinnen, Polizei, Jugendämter, Jobcenter, die mit dem Thema konfrontiert sind, vertreten.

Die Gedenkveranstaltung beginnt um 15 Uhr am Gedenkstein für Hatun Sürücü Oberlandgarten 1/Ecke Oberlandstraße in 12099 Berlin-Tempelhof.