Gedenken an homosexuelle NS-Verfolgte

Vor 75 Jahren begann die reichsweite Erfassung Homosexueller

Am 24. Oktober 2009 jährt sich der erste Versuch einer totalen Erfassung sämtlicher homosexueller Männer durch das NS-Regime zum 75. Mal. Aus diesem Anlass laden der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu einer Feierstunde am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Bei der Veranstaltung werden Dieter Glietsch, Polizeipräsident in Berlin, der Rechtsanwalt und Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi und Alexander Zinn, Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg, Reden halten. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, wird ein Grußwort sprechen.

Am 24. Oktober 1934 begann die systematische Erfassung und Verfolgung homosexueller Männer durch die Gestapo. An diesem Tag ordnete das für die Homosexuellenverfolgung neu geschaffene Gestapo-Sonderdezernat II1So in einem an alle Polizeibehörden versandten Telegramm die reichsweite Erfassung „sämtlicher Personen, die sich irgendwie homosexuell betätigt haben“, an. Namentliche Listen waren bis zum 1.12.1934 einzureichen. Dieser erste Versuch einer totalen Erfassung war allerdings nicht sehr erfolgreich. Nur wenige Polizeidienststellen meldeten die Namen homosexueller Männer.

Seit Anfang Dezember 1934 führte die Gestapo dann zahlreiche Razzien an Treffpunkten und Wohnungen Homosexueller durch. Vor allem in Berlin wurden bei dieser Verfolgungswelle dutzende, wahrscheinlich sogar mehrere hundert homosexuelle Männer  verhaftet, misshandelt und in Konzentrationslager verschleppt. Noch im Mai 1935 waren in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern 513 homosexuelle Männer inhaftiert. In einer Geheimrede vor SS-Gruppenführern rühmte SS- und Gestapo-Chef Heinrich Himmler den Beginn der Homosexuellenverfolgung später folgendermaßen:
„Wir haben in den ersten sechs Wochen unserer Tätigkeit auf diesem Gebiet im Jahre 1934 mehr Fälle dem Gericht zugeführt, als das gesamte Polizeipräsidium in Berlin in 25 Jahren.“