Gedenkfeier für homosexuelle NS-Verfolgte

65. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen am 18. April

Am Sonntag, dem 18. April 2010, finden ab 14 Uhr die Gedenkveranstaltungen zum 65. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen statt. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) e.V. veranstaltet an diesem Tag wieder eine Gedenkfeier für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
 
In diesem Jahr ist die Gedenkfeier dem Friseur Walter Schwarze gewidmet. Schwarze wird am 24. Dezember 1914 in Leipzig geboren. Im Mai 1940 wird er in der Gaststätte Burgkeller verhaftet, weil er sich über Hitler abfällig geäußert hat. Seine Homosexualität wird bekannt, nachdem bei einer Hausdurchsuchung Liebesbriefe seines Freundes gefunden werden. Schwarze kommt Ende 1940 nach Sachsenhausen, wo er mit dem „Rosa Winkel“ gekennzeichnet und in die „Isolierung“ eingewiesen wird. Im April 1941 meldet sich Schwarze freiwillig für den Aufbau des neuen KZ’s Groß Rosen – so hofft er, den unerträglichen Zuständen in Sachsenhausen zu entkommen. Und wahrscheinlich rettet ihm die Überstellung nach Groß Rosen tatsächlich das Leben, denn im Sommer 1942 kommt es in Sachsenhausen zu einer Mordaktion an den homosexuellen Häftlingen. Am 23. April 1944 wird Schwarze in die Wehrmacht entlassen, danach gerät er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Später versucht Schwarze in der DDR ein heterosexuelles Leben zu führen – zwei Mal heiratet er, doch die Ehen gehen in die Brüche. Erst nach der Wende bekennt er sich zu seiner Geschichte.

Bei der Gedenkfeier wird Rosa von Praunheim über seine Begegnung mit Walter Schwarze berichten. Auch Alexander Zinn, Pressesprecher des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg und Mitglied im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird eine Rede halten. Musikalisch begleitet wird die Gedenkfeier vom Chor „Rosa Cavaliere“.

Die Gedenkfeier findet am ehemaligen „Isolierungs-Block“ 11 in der Gedenkstätte Sachsenhausen bei Oranienburg statt, in den Schwarze Ende 1940 eingewiesen wurde. Gegen 15.30 Uhr schließt sich eine zentrale Gedenkfeier für alle NS-Opfer mit einer Kranzniederlegung an.

Insgesamt finden im Land Brandenburg bis zum 25. April an sechs Orten Gedenkveranstaltungen statt, die an die homosexuellen Verfolgten erinnern. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.rosa-winkel.de.
Weitere Informationen gibt es auch unter:

www.gedenkstaette-sachsenhausen.de
www.rosacavaliere.de