Staatsschutz ermittelt wegen versuchten Totschlags
Nach Angaben der Berliner Polizei wurde am Freitagnachmittag ein 77-jähriger Mann am Theodor-Heuss-Platz in Berlin verfolgt und zusammengetreten. Die Ermittlungen wegen versuchten Totschlags übernahm der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt, da eine schwulenfeindliche Motivation vermutet wird.
Der Mann wurde von einem 27-jährigen Mann verfolgt und auf die Fahrbahn gestoßen, so dass Autofahrer ausweichen mussten. Er konnte schließlich in einen Supermarkt fliehen, wo ihn sein Verfolger jedoch einholte, zu Boden riss und ihm mehrere Tritte versetzte. Ein Zeuge zog den Täter von dem Opfer weg. Alarmierte Polizeibeamte nahmen den jungen Mann fest. Der 77-Jährige erlitt multiple Gesichtsverletzungen.
Der Lesben- und Schwulenverband wünscht dem verletzten Opfer gute Besserung.
Hierzu erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD):
„Vorurteilsmotivierte Gewalttaten sind auch in Berlin traurige Realität. Homosexuellenfeindlichkeit ist ein ernstes Problem, dessen Bekämpfung politisches Pflichtprogramm.
Auf seinem Verbandstag am gestrigen Samstag im Rathaus Schöneberg hat der Lesben- und Schwulenverband anlässlich der Bundestagswahl einen 10 Punkte umfassenden Forderungskatalog beschlossen, um Diskriminierung und Homosexuellenfeindlichkeit präventiv zu begegnen. Alle politischen Ebenen sind gefordert.“
Am morgigen Montag stellt Berlins Innensenator Frank Henkel die aktuelle Kriminalitätsstatistik im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses vor. In Bezug auf homosexuellenfeindlich motiviert Straftaten wird jedoch von einer Dunkelziffer von etwa 90 Prozent ausgegangenen. Die meisten Vorfälle spiegeln sich also nicht in der Statistik wider.