Paradigmenwechsel in der Neuköllner Jugendarbeit notwendig
Zur morgigen Debatte der BVV Neukölln über Homosexuellenfeindlichkeit und Jugendarbeit erklärt Alexander Zinn, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD):
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) fordert den Bezirk Neukölln zu einem Paradigmenwechsel in der Jugendarbeit auf. „Schwierigen“ Themen wie Homosexuellenfeindlichkeit oder Antisemitismus darf nicht länger ausgewichen werden. Respekt gegenüber Minderheiten wie Schwulen und Lesben muss vielmehr offensiv eingefordert werden. Abstriche und Zugeständnisse an archaische Welt- und Feindbilder darf es dabei nicht geben.
Hintergrund ist, dass es bislang unmöglich war, an Neuköllner Jugendzentren Aufklärungsprojekte zum Thema Homosexualität durchzuführen. So waren im Rahmen der preisgekrönten „Respect Gaymes“ 2005 und 2006 Basketballprojekte geplant. Doch die Umsetzung scheiterte. Das Jugendamt hatte Bedenken, das Projekt würde „als Provokation aufgefasst werden“. Wenn Homosexualität thematisiert würde, sei zu befürchten, dass die überwiegend muslimischen Jugendlichen die beteiligten Jugendzentren nicht mehr aufsuchten.
Der LSVD wendet sich gegen einen solchen vorauseilenden Gehorsam gegenüber archaischen Weltbildern. In der Neuköllner Jugendarbeit müssen Vorurteile und Feindbilder künftig offensiv und unzweideutig thematisiert werden. Dies gilt insbesondere für „schwierige“ Themen wie Homosexuellenfeindlichkeit und Antisemitismus. Erste konstruktive Gespräche in dieser Richtung hat der LSVD inzwischen mit dem Jugendamt geführt. Nun kommt es darauf an, dass entsprechende Projekte auch in der Praxis umgesetzt werden.