LSVD begrüßt Runden Tisch gegen Homophobie
Teilnehmerkreis ist allerdings fragwürdig: Schwules Überfalltelefon Maneo nicht eingeladen!
Zu dem am nächsten Dienstag (28.10.2008) im Roten Rathaus stattfindenden „Runden Tisch gegen Homophobie“ erklärt Alexander Zinn, Pressesprecher des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD) e.V.:
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) e.V. begrüßt es, dass Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening und die Gleichstellungsstelle des Berliner Senats zu einem „Runden Tisch: Gemeinsam gegen Homophobie“ einladen. Der LSVD hat ein solches Forum seit vielen Jahren gefordert. Es ist gut, dass nun endlich über Maßnahmen gegen die besonders unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund verbreitete Homophobie gesprochen werden soll.
Fragwürdig ist allerdings die Einladungspolitik zu der Veranstaltung. So wurden wichtige zivilgesellschaftliche Akteure aus den Migrantencommunitys wie die Rechtsanwältin Seyran Ates und die Autorin Necla Kelek nicht eingeladen. Auch relevante Organisationen der schwul-lesbischen Community sollen offenbar außen vor bleiben. Weder der Verein Mann-O-Meter noch der Berliner CSD e.V. wurden eingeladen. Geradezu absurd ist es, dass auch das Schwule Überfalltelefon Maneo nicht eingeladen wurde. Wie will man die geplante „Bestandsaufnahme von homophoben Vorkommnissen in Berlin“ vornehmen, wenn die einzige Institution, die schwulenfeindliche Vorkommnisse registriert, nicht dabei ist?
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg wird diese Problematik in seinem Statement zum Runden Tisch am nächsten Dienstag vor Ort ansprechen. Es ist eine vertane Chance, wenn diese wichtige Veranstaltung durch eine verfehlte Einladungspolitik von vorneherein in Frage gestellt wird!
Hintergrund der Einberufung des Runden Tisches ist die unter Berliner Schülern weit verbreitete Homosexuellenfeindlichkeit. So halten es 69,2 Prozent der türkischen und 28,9 Prozent der deutschen Jugendlichen für „abstoßend“, wenn sich zwei Männer auf der Straße küssen. Das ergab die so genannte „Simon-Studie“, die vor einem Jahr von Integrationssenatorin Dr. Heidi Knake-Werner vorgestellt wurde. Konkreter Anlass ist der schwulenfeindliche Hetz-Artikel, der in der April-Ausgabe des arabischen Magazins „al-Salam“ erschien. Darin war offen zur Ausgrenzung Homosexueller aufgerufen worden. Indirekt wurde sogar ihre Tötung befürwortet. Der Artikel ist hier nachzulesen.