Rudolf Brazda war der letzte noch lebende homosexuelle KZ-Häftling des Nationalsozialismus
Am gestrigen Mittwoch ist Rudolf Brazda verstorben. Unser Mitgefühl und aufrichtiges Beileid gilt den Hinterbliebenen von Rudolf Brazda.
Der 98jährige Brazda war der letzte bekannte Zeitzeuge, der wegen seiner Homosexualität in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Im August 1942 verschleppten ihn die Nationalsozialisten nach Buchenwald, wo er bis zur Befreiung durch die Amerikaner im April 1945 gefangen gehalten wurde.
Rudolf Brazda hatte sich im Mai 2008 anlässlich der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) e.V. gemeldet. Kurz darauf kam er auf Einladung des LSVD nach Berlin und besichtigte gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit das neue Denkmal. Seit Herbst 2008 war Rudolf Brazda Ehrenmitglied des Berliner LSVD.
Der LSVD hat seither zahlreiche Gedenkprojekte mit Rudolf Brazda organisiert. Der ehemalige Pressesprecher des LSVD, Alexander Zinn, hat im Frühjahr 2011 eine umfangreiche Biographie über Brazdas Leben veröffentlicht. Das Buch trägt den Titel von Brazdas Lebensmotto „Das Glück kam immer zu mir“ (Campus Verlag).
Rudolf Brazda hatte vor wenigen Monaten von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy die höchste Auszeichnung des Landes, den Orden der Ehrenlegion, verliehen bekommen. Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg hatte Brazda zudem für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Zu einer Verleihung ist es nicht mehr gekommen, ein Verleihung posthum ist nicht möglich.
Zur Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht und die damit verbundenen Schicksale werden am morgigen Freitag in der Motzstraße zwei Stolpersteine für Albrecht von Krosigk und Otto Hampel verlegt. Um 16.30 Uhr finden vor der Motzstraße 9 und um 17.00 Uhr vor der Motzstraße 30 Gedenkveranstaltungen statt.
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