Kritik am neuen Rahmenlehrplan
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) kritisiert den derzeitigen Entwurf für einen Rahmenlehrplan in Berlin und Brandenburg. In Schreiben an Senatorin Sandra Scheeres und den zuständigen Staatssekretär Mark Rackles in Berlin sowie Minister Günter Baaske und Staatssekretär Dr. Thomas Drescher in Brandenburg fordert der LSVD eine umfassende Überarbeitung des bisher vorgelegten Entwurfs, der einen Rückschritt bedeuten würde. „Ein bildungspolitischer Rollback muss verhindert werden“, so LSVD-Landesgeschäftsführer Jörg Steinert.
Die AG Schwule Lehrer in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat eine ausführliche Analyse der geplanten Rahmenlehrpläne für die Klassen 1 bis 10 der Bundesländer Berlin und Brandenburg erstellt. Diese Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass bezüglich der Berücksichtigung von sexueller Vielfalt und geschlechtlicher Identität große Defizite bestehen. Hauptdefizite sind das komplette Fehlen von „Sexualerziehung“ als fächerübergreifendes Thema und das Außerkraftsetzen der bisherigen Richtlinien zur Sexualerziehung. Statt einer echten Implementierung von LSBTI-Themen findet eine lückenhafte und unverbindliche Erwähnung statt. Die Perspektive von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intergeschlechtlichen Jugendlichen wird weitestgehend ignoriert. Die Rolle von nicht-heterosexuellen Lehrpersonen als Vorbilder wird, anders als in den bisher gültigen Richtlinien, ebenfalls ausgeblendet.
Obwohl das Schulgesetz die Einbeziehung gesellschaftlich relevanter Gruppen vorschreibt, wurde dies von den Rahmenlehrplankommissionen ignoriert. Der Lesben- und Schwulenverband fordert daher, dass dies nachgeholt wird. Aus pädagogischer Sicht wären die fehlenden Inhalte und Regelungen ein großer Rückschritt. Der derzeitige Entwurf für einen Rahmenlehrplan steht im Widerspruch zum Beschluss des Abgeordnetenhauses „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ sowie den Ergebnissen einer in diesem Rahmen beauftragten Studie zur Akzeptanz sexueller Vielfalt an Schulen.
Der Lesben- und Schwulenverband setzt sich – ebenso wie die AG Schwule Lehrer – dafür ein, dass die schulische Sexualerziehung als fächerübergreifende Aufgabe genau wie zum Beispiel Gesundheits- oder Demokratieerziehung explizit und verbindlich im fächerübergreifenden Teil B des neuen Rahmenlehrplans positioniert wird und dass in den fachbezogenen Teil C verbindliche Bezüge zumindest auf dem Niveau der geltenden Rahmenlehrpläne dargestellt werden. Zudem dürfen bereits im grundsätzlichen Teil A bei der Aufzählung von Diversity-Dimensionen und Diskriminierungsmerkmalen die Merkmale sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität nicht fehlen.