Am künftigen „Magnus-Hirschfeld-Ufer“ soll eine Bronze-Büste an den Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung erinnern
Am 6. Mai 2008 wird das Spreeufer zwischen Luther- und Moltkebrücke nach Magnus Hirschfeld benannt. Genau 75 Jahre zuvor hatten die Nazis Hirschfelds „Institut für Sexualwissenschaft“ geplündert, das ganz in der Nähe am heutigen Kanzleramt stand. Um die Erinnerung an Hirschfeld wachzuhalten, soll zudem ein Denkmal errichtet werden. Ein Neuguss der Bronzebüste Hirschfelds, die die Nationalsozialisten bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 ins Feuer warfen, soll zu diesem Zweck am Spreeufer aufgestellt werden.
Die Einweihung des Ufers findet am 6. Mai 2008 um 13.30 Uhr statt. Neben dem Bürgermeister von Berlin Mitte Dr. Christian Hanke und LSVD-Vertretern werden u.a. die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Lala Süsskind, Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und Berlins Integrationssenatorin Dr. Heidi Knake-Werner teilnehmen. Der Sexualwissenschaftler Dr. Martin Dannecker wird die Festrede halten. Mit der Aktion „Verbrannte Bücher“ soll die ausstehende Restitution für die Plünderung von Hirschfelds Institut angemahnt werden.
Der Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld war ein wichtiger Vertreter der deutschen Homosexuellenbewegung. Am 15. Mai 1897 gründete er das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), die weltweit erste Organisation, die gegen die Diskriminierung Homosexueller kämpfte. Zu den ersten Initiativen des WhK’s gehörte eine Petition zur Abschaffung des § 175, der „beischlafähnliche Handlungen“ zwischen Männern mit Strafe bedrohte. 1919 gründete Magnus Hirschfeld in Berlin das Institut für Sexualwissenschaft, das schnell weltweite Anerkennung gewann. 1929 schließlich errang das WhK einen großen Erfolg: Der Strafrechtsausschuss des deutschen Reichstages beschloss, Homosexualität im geplanten neuen Strafgesetzbuch nicht mehr unter Strafe zu stellen. Doch dazu kam es nicht mehr.
Nach Hitlers Machtübernahme plünderten Studenten und SA-Männer am 6. Mai 1933 Hirschfelds Institut. Beim Fackelzug zur Bücherverbrennung am 10. Mai wurde eine Büste von Hirschfeld wie eine Trophäe mitgeführt (Foto). Zahlreiche Bücher aus dem Institut und auch die Büste wurden ins Feuer geworfen. Hirschfeld ging ins französische Exil, wo er 1935 starb.
Ein Gipsmodell der Hirschfeld-Büste, die der Künstler Harald Isenstein angefertigt hatte, überstand das „Dritte Reich“ unbeschadet. 1984 wurde von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft ein Neuguss angefertigt, der im Schwulen Museum in Berlin zu besichtigen ist. Für das Denkmal am künftigen „Magnus-Hirschfeld-Ufer“ soll ein weiterer Bronzeabguss hergestellt werden, der auf einem Sockel am Spreeufer seinen Platz finden soll.
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg e.V. und der Bürgermeister des Bezirkes Mitte rufen dazu auf, den Bau des Hirschfeld-Denkmals mit einer Spende zu unterstützen. Spenden ab 1000,- Euro sollen auf dem Sockel des Denkmals erwähnt werden.
Wir bitten, Spenden mit dem Verwendungszweck „Hirschfeld“ an das Bildungs- und Sozialwerk des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e.V. zu überweisen:
Kontoinhaber: Bildungs- und Sozialwerk des LSVD Berlin-Brandenburg e.V.
Bank: Deutsche Bank
BLZ: 100 700 24
Konto: 082 44 33 01
Dieser Spendenaufruf wird u.a. unterstützt von:
Personen: Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin; Prof. Dr. Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten; Ulrich Davids, Vorsteher der BVV Berlin Mitte.
Organisationen: Jüdische Gemeinde zu Berlin; Schwules Museum; Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft; Mann-O-Meter; CSD Berlin; Verdi queer; Lesbenberatung Berlin; Schwulenberatung Berlin