Foto: Eine Soli-Aktion von THC Franziskaner FC
Bei einem Heimspiel gegen Babelsberg 03 zeigten Fans von Energie Cottbus eine transfeindliche Choreografie – wir solidarisieren uns mit den Betroffenen
Am Sonntag, den 31.10.21, zeigten Fans von Energie Cottbus bei einem Heimspiel gegen Babelsberg 03 eine transfeindliche Choreografie. Weil die Fans von Babelsberg 03 ihre Daten beim Heimverein hinterlegen mussten, um ins Stadion zu kommen, boykottierte die Fanszene von Babelsberg 03 das Spiel. Einige Fans von Energie Cottbus zeigten daraufhin das Spruchband: „Eure Daten sind uns scheissegal, sind eure Fressen doch die größte Qual“. Neben dem Spruchband hielten Fans ein Banner hoch, auf dem der Babelsberg-Fan FaulenzA abgebildet war. FaulenzA ist eine transweibliche Aktivistin, Musikerin und Autorin, die unter anderem durch ihren Song „Babelsberg Fußballfans“ Bekanntheitsgrad im Fußball erlangt hat. Sie setzt sich für die Sichtbarkeit und gegen die Diskriminierung von transgeschlechtlichen Personen ein.
Dieser Spruch in Kombination mit dem Konterfei des transweiblichen Babelsberg-Fans FaulenzA ist eindeutig eine transfeindliche Aktion. Transfeindlichkeit ist im Fußball bis heute weit verbreitet. Ein Angriff auf eine einzelne transgeschlechtliche Person in dieser Form ist jedoch besonders bedrohlich und in diesem Ausmaß neu.
Wir solidarisieren uns mit FaulenzA sowie allen transgeschlechtlichen Personen im Fußball und verurteilen die Aktion einiger Fans von Energie Cottbus aufs Schärfste!
„Wir haben den Fußball für alle erst erreicht, wenn auch trans und queere Personen sich dort wohl fühlen. Wenn ihr queer seid und deswegen Diskriminierung erfahrt, meldet euch bei uns oder den verantwortlichen Personen in euren Vereinen und holt euch Unterstützung – ihr seid nicht allein“, so Paula Scholz von der Kompetenz- und Koordinierungsstelle für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg.
„Trans und nicht-binäre Menschen sind im Fußball bis heute kaum sichtbar – auch und insbesondere weil sie Diskriminierungen und Bedrohungen ausgesetzt sind. Das öffentlich sichtbare Engagement von FaulenzA ist darum besonders mutig und nicht hoch genug wertzuschätzen“, sagt Jonas Gabler von der Kompetenzgruppe Fankulturen & Sport bezogene Soziale Arbeit.
Und Antje Grabenhorst von F_in – Frauen im Fußball ergänzt: „F_in setzt sich seit 2004 für die Sichtbarkeit von Frauen und gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung im Fußball ein. Wir sind nicht hier um dumm angelabert oder bewertet zu werden, sondern weil wir Fußball genau so lieben wie alle anderen auch und wir stehen an der Seite von FaulenzA!“
FaulenzA und alle anderen transgeschlechtlichen und queeren Personen verdienen die volle Unterstützung und Solidarität, damit wir gemeinsam ein Klima schaffen, in dem solche Dinge nicht wieder passieren. Alle Fans können etwas tun: Wenn ein einzelner Fan so an den Pranger gestellt wird, schwingt die (körperliche) Bedrohung gegen diese Person mit. Alle gegen eine. Wenn sich aber genug Fans vor, neben und hinter sie stellen, dann zeigt sich ganz automatisch das bunte Bild der Vielfalt der Fans.
Wir rufen die Fans von Energie Cottbus – denen Offenheit und Vielfalt ein Anliegen ist – auf, sich gegen solche diskriminierenden Aktionen in ihrer Fanszene zu positionieren. Wir rufen den Verein Energie Cottbus und den Nordostdeutschen Fußballverband auf, aktiv zu werden und Diskriminierung im Fußball glaubhaft und langfristig entgegenzutreten. Wir rufen alle Fußballfans und Verantwortlichen im Fußball dazu auf, Transfeindlichkeit und Sexismus als Probleme anzuerkennen und dagegen aufzustehen!
Kompetenzgruppe für Fankulturen & Sport bezogene Soziale Arbeit (kurz KoFaS)