Wahlverhalten von homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen in Berlin

1.058 wahlberechtigte nicht-heterosexuelle Berlinerinnen und Berliner haben sich an Wahlstudie beteiligt

Am 18. September 2016 findet die Abgeordnetenhauswahl in Berlin statt. Doch wie wählen homosexuelle und transgeschlechtliche Wählerinnen und Wähler in Berlin? Hierzu haben die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Universität Wien gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg  (LSVD) eine Online-Umfrage durchgeführt.

Die 64-seitige Auswertung finden Sie hier

Der Online-Fragebogen wurde im Zeitraum vom 3. Juli bis 14. August 2016 insgesamt 2.203-mal vollständig ausgefüllt. Darunter waren 1.160 Berlinerinnen und Berliner, davon 1.058 wahlberechtigte nicht-heterosexuelle Menschen. Es beteiligten sich insbesondere schwule Männer (73 %) sowie Menschen ohne Religionszugehörigkeit (70,7 %) und mit Hochschulabschluss (58,2 %). Zwar beteiligten sich verhältnismäßig wenige lesbische Frauen an der Studie, zugleich zeigte sich nur eine geringe Differenz bezüglich Einstellungen, Engagement und Präferenzen im Vergleich zu den befragten Schwulen.

Unter den Befragten gaben 33 Prozent an, Grüne wählen zu wollen, 24 Prozent die LINKE, 17 Prozent SPD, 9 Prozent FDP, 7 Prozent AfD und jeweils 4 Prozent CDU und Piraten. Da auf CDU und Piraten jeweils sehr wenige Stimmen entfielen, konnten diese Parteien bei der ausführlichen Auswertung nicht berücksichtigt werden. Trotz Ausschluss von Mehrfachbeteiligungen handelt es sich jedoch um eine nicht-repräsentative Stichprobe. Daher ist die Studie nicht geeignet, um Wahlprognosen zu berechnen. Zugleich sind solide empirische Angaben zu politischen Präferenzen möglich.

Das Thema „Ehe für alle“ wird bei den Wählerinnen und Wählern von Grünen (89,2 %), SPD (85,7 %), Linken (78,7 %) und FDP (72,8 %) mit jeweils großer Mehrheit als wichtig angesehen. Bei den nicht-heterosexuellen Wählerinnen und Wählern der AfD wird diese Einschätzung hingegen nur von 27 Prozent geteilt. Herausgehobene Relevanz wird  dem Thema „Homophobie“ von Wählerinnen und Wählern von LINKEN (98,8 %), Grünen (98 %) und SPD (97,7 %) beigemessen.

Zudem ergibt die Studie, dass sich der gegenwärtige Erfolg der AfD auch in der Berliner LGBT-Community widerspiegelt – jedoch in abgeschwächter Form im Vergleich zur heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft. In Wahlprognosen für die Gesamtbevölkerung erfährt sie doppelt so hohen Zuspruch.