Schöneberg – Wiege der homosexuellen Emanzipation

Wanderausstellung

Wanderausstellung

Seit Dezember 2012 ist die Wanderausstellung „Schöneberg – Wiege der Homosexuellen Emanzipation“ an verschiedenen Orten in Tempelhof-Schöneberg in Berlin zu sehen. Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich gerne an: berlin@lsvd.de

Berlin unterm Regenbogen

Berlin unterm Regenbogen   Flagge zeigen!  Auf Initiative des Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg wehte 1996 in Berlin zum ersten Mal eine Regenbogenflagge an einem öffentlichen Gebäude. Die Bezirke Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg waren die Ersten, die die Flaggenverordnung liberal auslegten. So flatterte der Regenbogen anlässlich des lesbisch-schwulen Stadtfestes und des Christopher Street Days vor drei Berliner Rathäusern. Der damalige Innensenator Jörg Schönbohm versuchte in den folgenden Jahren vergeblich, eine Verfestigung dieser Praxis zu verhindern (sog. „Berliner Flaggenkrieg“).   Seit dem Amtsantritt von Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister von Berlin 2001 werden die Regenbogenfahnen jährlich gemeinsam von ihm und Vertretern des LSVD am Roten Rathaus gehisst. Mit diesem Ritual werden seither die lesbisch-schwulen Events Respect Gaymes, Stadtfest und CSD im Juni eingeläutet. Regelmäßig sind auch Prominente an der Beflaggungszeremonie beteiligt, so z. B. Désirée Nick, Katy Karrenbauer und Kurt Krömer.  2008 zeigten erstmals alle zwölf Berliner Bezirke Flagge. Seither steht die Hauptstadt jedes Jahr im Juni flächendeckend im Zeichen des Regenbogens.  Warum überhaupt ein Regenbogen?  Die Flagge, wie sie heute die Emanzipation der Lesben- und Schwulenbewegung symbolisiert, geht auf einen Entwurf des US-Amerikaners Gilbert Baker aus dem Jahr 1978 zurück. Der Legende zufolge war der Regenbogen durch den Judy-Garland-Song „Somewhere over the Rainbow“ aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ inspiriert.   Anfangs hatte die Flagge noch acht Farben: Neben den heutigen sechs existierten ein grelles Pink und Türkis. Während der Pink-Ton industriell damals nicht herstellbar war, fiel der türkisfarbene Streifen aus rein optischen Gründen weg: Beim ´79er Gay Pride in San Francisco sollten jeweils drei Streifen links und rechts entlang der Straßen der Demonstrationsroute präsentiert werden.

Lesbisch-Schwules Stadtfest

Lesbisch-Schwules Stadtfest Das Lesbisch-Schwule Stadtfest ist heute mit über 420.000 Besuchern auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern das größte homosexuelle Straßenfest in Europa. Es wird von dem Regenbogenfonds der schwulen Wirte e.V. organisiert. Der Regenbogenfonds hat seinen Ursprung in der Gründung der Konzertierten Aktion lesbisch-schwuler Wirte in Berlin, ein Zusammenschluss von ca. 25 Wirten.  Entstehungsgeschichte Das Stadtfest wurde aufgrund anhaltend vieler Übergriffe auf Schwule ins Leben gerufen. Mit gemeinsamen Aktionen sollte der Gewalt mit mehr Selbstbewusstsein und Entschlossenheit entgegengetreten werden. Seit 1993 findet das Stadtfest im Herzen Schönebergs – der Motzstraße, Eisenacher-Straße, Fuggerstraße und Kalckreuthstraße – am  Wochenende vor dem Berliner CSD statt. Es präsentieren sich über 100 Organisationen. Auf mehreren Bühnen werden Musik und Infotainment geboten, so z.B. die inzwischen berühmte Talkshow Das wilde Sofa.  Rainbow Award Seit 1996 wird vom Regenbogenfonds der Rainbow Award an Personen und Gruppen vergeben, die sich aktiv für lesbische und schwule Anliegen eingesetzt haben. Im gleichen Jahr begann der Verein, mit den Erlösen die unterschiedlichsten Projekte der Community finanziell zu unterstützen. Unter anderen wurden Berlins Regierender Bürgermeister  Klaus Wowereit, Wieland Speck von den internationalen Filmfestspielen, der Buchladen Eisenherz sowie der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg mit dem Rainbow Award ausgezeichnet.

Auf zum Standesamt!

Auf zum Standesamt! Aktion Standesamt (1992)  Am 19. August 1992 brachen 250 lesbische und schwule Paare deutschlandweit zu einer Mission auf: Sie betraten die Standesämter ihrer Gemeinden, um das Aufgebot für eine Eheschließung zu bestellen. Allein in Berlin waren es 90 gleichgeschlechtliche Paare, die sich an der Aktion beteiligten.  Die vom Schwulenverband in Deutschland und den Schwulen Juristen initiierte Aktion erhielt ein großes Medienecho. Denn die abstrakte Forderung, die Ehe für Lesben und Schwule zu öffnen, bekam nun plötzlich ein Gesicht, beziehungsweise viele sympathische Gesichter. Zum ersten Mal wehrten sich Lesben und Schwule gegen das Eheverbot für Homosexuelle. Der damalige Berliner Familiensenator Thomas Krüger sprach von einer „Chance, über Toleranz ins Gespräch zu kommen“, als er zur Feier des Tages im Schöneberger Verein Mann-O-Meter die große Hochzeitstorte anschnitt.   Doch es sollte noch neun Jahre dauern, bis der Ruf nach dem staatlichen Segen für homosexuelle Paare endlich Gehör fand.   „Aber jetzt dürfen die doch heiraten!?“  Falsch – die Ehe ist noch immer heterosexuellen Paaren vorbehalten. Der Begriff Homo-Ehe ist eine Erfindung der Medien, die irreführend ist, sich aber in der Umgangssprache etabliert hat. Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es in Deutschland seit 1. August 2001 die Möglichkeit, eine Eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen. Doch auch nach vielen Zwischenerfolgen auf dem Weg zur rechtlichen Gleichstellung gibt es noch immer Bereiche, in denen Verpartnerte gegenüber Verheirateten stark benachteiligt werden, z. B. im Steuerrecht und beim Thema Adoption.   Zahlen & Fakten:  Die Anzahl der Eingetragenen Lebenspartnerschaften in Deutschland ist nicht genau bekannt, weil nicht alle Bundesländer diese Zahlen erheben. Das Statistische Bundesamt verfügt lediglich über grobe Hochrechnungen, aus denen sich jedoch eine Entwicklung ablesen lässt: Die Anzahl der Eingetragenen Lebenspartnerschaften nimmt stetig zu.   In Berlin wurden zwischen 2001 und 2008 über 3.500 Lebenspartnerschaften begründet. Die meisten Paare „trauten“ sich im Bezirk Tempelhof-Schöneberg: 655 Verpartnerungen gab es hier in den ersten sieben Jahren. Bis 2012 kamen 613 weitere Paare hinzu, so dass sich hier insgesamt 1.268 lesbische und schwule Paare zwischen August 2001 und August 2012 das Jawort gaben.

Regenbogenfamilien

Regenbogenfamilien   Familie ist, wo Kinder sind  Wenn Lesben, Schwule oder Transgender sich für Kinder entscheiden, mit ihnen leben und Verantwortung übernehmen, dann werden diese Familien Regenbogenfamilien genannt. Das LSVD-Projekt Regenbogenfamilien bietet diesen Familien Beratung, Vernetzung und Begleitung. Seit mehr als zehn Jahren treffen sich Regenbogenfamilien bei der Initiative lesbischer und schwuler Eltern (ILSE) zum Kennenlernen, Austauschen und für Unternehmungen. Ab 2013 wird es in Schöneberg zudem das bundesweit erste Regenbogenfamilienzentrum geben.   Familie hat viele Gesichter   Lesben und Schwule bzw. gleichgeschlechtliche Paare realisieren den eigenen Kinderwunsch auf ganz unterschiedlichem Wege.   Viele lesbische Frauen entscheiden sich für eine künstliche Befruchtung, wobei diese in Deutschland nur sehr eingeschränkt möglich ist; in Berlin wie auch im europäischen Ausland hat sich jedoch eine liberale Praxis entwickelt. Viele Lesben und Schwule haben Kinder in früheren heterosexuellen Beziehungen bekommen. Nach einem späten Coming-out leben diese Kinder dann in Regenbogenfamilien. Auch Mehrelternfamilien sind keine Seltenheit: Lesben und Schwule – ob einzeln oder in Paarbeziehungen – entscheiden sich immer häufiger, gemeinsam Eltern zu werden.   Eine gemeinsame Adoption durch zwei Frauen oder zwei Männer ist nach deutschem Recht bislang nicht möglich, auch nicht im Rahmen einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft. Lediglich das leibliche Kind der Lebenspartnerin beziehungsweise des Lebenspartners kann durch die Stiefkind-Adoption angenommen werden. Das Land Berlin hat im Jahr 2004 indes den rechtlichen Rahmen dafür geschaffen, dass Kinder auch von lesbischen und schwulen Pflegeeltern aufgenommen werden können. Kinder, die ein neues Zuhause suchen, weil sie in ihren Herkunftsfamilien nicht bleiben können, sind darauf angewiesen, dass verantwortungsvolle Pflegeeltern sich um sie kümmern.   Regenbogenkinder  In wissenschaftlichen Studien konnte Kindern in Regenbogenfamilien eine hohe soziale Kompetenz nachgewiesen werden. Sie sind toleranter und verfügen über ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Fakt ist: Nicht die sexuelle Orientierung der Eltern ist ausschlaggebend für die positive Entwicklung von Kindern, sondern ein liebevolles und geborgenes Zuhause.

Interkulturelle Begegnung

Interkulturelle Begegnung    Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES)  Schwule Migranten und lesbische Migrantinnen erfahren oft doppelte Ausgrenzung: durch ihre Communitys wie auch durch die Mehrheitsgesellschaft.   Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg war die erste Organisation in Deutschland, die sich dem Thema Homosexualität und Migration ausführlich gewidmet hat. Seit 1999 ist der Verein mit seinem Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) Ansprechpartner für lesbische Migrantinnen und schwule Migranten sowie deren Angehörige in Sachen Homosexualität und Coming-out. Dazu gehören psychosoziale Beratung, ehrenamtliche Rechtsberatung und Unterstützung in Konflikt- und Notsituationen – z. B. bei Zwangsheirat –, aber auch kulturelle Veranstaltungen. Überdies leistet MILES Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit in Migrationscommunitys und half in den vergangenen Jahren erfolgreich beim Aufbau verschiedener Selbsthilfegruppen und deren Vernetzung.  MILES wurde für seine Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. im Jahr 2004 mit dem Magnus-Hirschfeld-Preis, 2007 mit dem Preis Aktiv für Demokratie und Toleranz der Bundesregierung.   Regenbogenschutzkreis – Schöneberg gegen Rassismus und Homophobie   Der Regenbogenschutzkreis ist ein zivilgesellschaftliches Bündnis von Schöneberger Einrichtungen, Gewerbetreibenden und Privatpersonen mit dem Ziel, ein Zeichen gegen Rassismus und Homophobie sowie für Vielfalt zu setzen. Etwa 50 Mitglieder haben sich dem Bündnis seit seiner Gründung 2010 angeschlossen, um öffentlich Respekt und Solidarität zu zeigen. Unter ihnen befindet sich z. B. das Integrationszentrum Harmonie e.V., seinerseits Träger des Sensibilisierungsprojekts Raduga für Migrantinnen und Migranten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.   Respect Gaymes  Die Botschaft ist klar: Für Hass und Gewalt gibt es die Rote Karte. Das Projekt Respect Gaymes wurde im Jahr 2005 mit dem Ziel ins Leben gerufen, Vorurteile abzubauen und Respekt und Toleranz zu fördern. Neben regelmäßiger Aufklärungsarbeit in Schulen liegt der Projektschwerpunkt in der Ausrichtung des alljährlichen Sport- und Kulturevents Respect Gaymes, um Begegnungen zwischen homosexuellen und heterosexuellen Menschen zu schaffen.

Staatliche Verfolgung und gesellschaftliche Homophobie

Staatliche Verfolgung und gesellschaftliche Homophobie § 175 StGB Die staatliche Homosexuellenverfolgung in Deutschland fand erst 1994 mit Abschaffung des § 175 des Strafgesetzesbuches ihr Ende. Der seit 1872 existierende Strafrechtsparagraph wurde 1935 von den Nationalsozialisten erheblich verschärft, ein Kuss zwischen zwei Männern konnte die Verschleppung in ein Konzentrationslager und den wahrscheinlichen Tod bedeuten. In der Bundesrepublik wurde bis 1969 die nationalsozialistische Fassung weiter angewandt. Mehr als 50.000 Männer fielen nach 1945 einer Strafverfolgung wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen dadurch zum Opfer. Sie kamen ins Gefängnis, sie verloren ihren Beruf – ihre gesamte bürgerliche Existenz wurde zerstört. Bislang hat sich der Deutsche Bundestag bei den Betroffenen nur entschuldigt, eine Rehabilitierung hat bis heute nicht stattgefunden.  Gesellschaftliche Homophobie Homophob motivierte Straftaten bleiben stark verbreitet. Dabei gehen die Berliner Polizei und das schwule Anti-Gewalt-Projekt MANEO davon aus, dass bis zu 90 Prozent der homophoben Gewalttaten in Berlin nicht gemeldet werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig; häufig bagatellisieren die Opfer ihre Gewalterfahrung. Laut MANEO-Report 2011 wiesen 201 gemeldete Fälle in Berlin einen homophoben Hintergrund auf. Die meisten Beleidigungen, Körperverletzungen, Nötigungen und Bedrohungen wurden in Schöneberg und Kreuzberg gemeldet. Bei der Berliner Polizei gibt es seit 20 Jahren Ansprechpersonen für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, um eine konsequente Strafverfolgung sicher zu stellen und den Opfern sensibel zu begegnen. Eine solche Anlaufstelle wurde im Jahr 2012 auch bei der Berliner Staatsanwaltschaft eingerichtet. Damit kämpfen die gleichen Institutionen, die Homosexuelle im staatlichen Auftrag jahrzehntelang verfolgt haben, heute Seite an Seite mit den Interessenverbänden gegen Homophobie.  Aufklärungsarbeit Das wirksamste Mittel gegen Homophobie ist eine nachhaltige Aufklärungsarbeit in den Schulen. Mehrere Studien haben belegt, dass homosexuellenfeindliche Einstellungen über alle Schulformen und Altersgruppen hinweg stark verbreitet sind: So lehnen es Jugendlich überwiegend ab, wenn zwei Männer sich küssen. Bereits in der Grundschule verwenden 62 Prozent der Schülerinnen und Schüler „schwul“ als Schimpfwort. Auch das Wort „Lesbe“ wird von 40 Prozent der Kinder negativ gebraucht.

Erinnerung und Gedenken

Erinnerung und Gedenken  Den homosexuellen Opfern gedenken Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden etwa 100.000 homosexuelle Männer polizeilich erfasst, 50.000 wurden verurteilt. Etwa 10.000 dieser Männer wurden nach Verbüßung ihrer Haftstrafe in Konzentrationslager verschleppt. Die meisten überlebten diese Qualen nicht. Zu den homosexuellen Opfern der NS-Zeit gehörten u.a. die beiden Schöneberger Albrecht von Krosigk und Otto Hampel. Die Männer wohnten zuletzt in der Motzstraße. Seit dem Jahr 2011 erinnern Stolpersteine* vor ihren Wohnhäusern an die beiden Männer und ihr Schicksal. In Tempelhof-Schöneberg sind bereits mehr als 300 Stolpersteine verlegt, wobei die meisten an jüdische Opfer erinnern. Zum Gedenken an alle im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wurde bereits 1989 an der Südseite des U-Bahnhofs Nollendorfplatz eine Gedenktafel in Form eines rosa Winkels angebracht. Es handelte sich um das deutschlandweit erste Mahnmal dieser Art. (*Stolpersteine sind messingbezogene Betonsteine, die zum Gedenken an NS-Opfer vor ihren letzten Wohnhäusern in den Gehweg eingelassen werden.)  Erinnerung an die erste homosexuelle Emanziaptionsbewegung Am U-Bahnhof Kleistpark in Schöneberg wird durch Benennung eines angrenzenden Parks seit 1998 an Kurt Hiller erinnert. Hiller war zusammen mit dem Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld 1897 Gründungsmitglied der ersten homosexuellen Emanzipationsbewegung, dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK).  Große öffentliche Wirkung erzielte Hiller durch den von ihm angeregten Gegenentwurf zum Strafgesetzbuch, mit dem er gegen die Strafbarkeit von Homosexualität zwischen Männern vorging. Sein Buch „§ 175: Die Schmach des Jahrhunderts“ erschien 1922.  Zur Aufhebung des § 175 des Strafgesetzbuches richtete das WhK mehrere Petitionen an den Deutschen Reichstag. 1929 beschloss der Strafrechtsausschuss des Reichtages schließlich, homosexuelle Handlungen nicht mehr unter Strafe zu stellen. Doch zur Abschaffung des § 175 kam es nicht mehr, da die Nationalsozialisten an die Macht kamen.

Der Berliner Christopher Street Day

Der Berliner Christopher Street Day (CSD) Der Berliner CSD zählt mit 600.000 Zuschauern und Teilnehmern der Parade und 400.000 Besuchern des CSD Finales zu den größten politischen Veranstaltungen Deutschlands. Über 200.000 Touristen reisen nur für den CSD nach Berlin. Nicht nur Homosexuelle kommen zum CSD, Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen nehmen daran teil. 1979 zogen ca. 450 Schwule und Lesben in Berlin erstmals vom Savignyplatz über den Kürfürstendamm Richtung Halensee, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Organisiert wurden diese anfänglichen Demonstrationen von den Schwulenreferaten der Berliner Universitäten. Richtig „Fahrt“ nahm der CSD erst in den ´90er Jahren auf. „Der CSD war in den Anfängen eine ganz einfache angemeldete Demonstration. Irgendwann hatten die Leute keine Lust mehr, wie bei einem Trauermarsch mit einem Transparent auf der Straße zu laufen. Ab Mitte der ´90er Jahre fuhren die ersten dekorierten Demowagen, Musik wurde gespielt und es gab eine Abschlussbühne“, so Axel Stelten vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg. Der Berliner CSD wurde damals vom Sonntagsclub, dem Schwulenverband Berlin-Brandenburg* und dem Verein Mann-O-Meter ausgerichtet. Nachdem das Dreierbündnis die Organisation übernommen hatte, verdoppelten sich die Teilnehmerzahlen von Jahr zu Jahr. Ab 1998 fand eine weitere Professionalisierung der Demonstration statt. In Schöneberg wurde der Berliner CSD e.V. als Trägerverein gegründet. Von der anfänglichen Kleinveranstaltung entwickelte sich der CSD zu einem Riesenevent. Heute vermag sich keine politische Partei diesem mehr zu entziehen. * heute: Leben- und Schwulenverband  Der Name Am 28. Juni 1969 widersetzten sich Homosexuelle zum ersten Mal in der Öffentlichkeit einer willkürlichen Polizei-Razzia in einer Schwulenbar in der New Yorker Christopher Street, dem Stonewall Inn. Hieraus entwickelte sich genau ein Jahr später der erste große homosexuelle Demonstrationszug mit 4.000 Beteiligten, der zum Vorbild für die ganze Welt wurde. In Deutschland wird die jährlich stattfindende Demonstration CSD genannt, in den meisten Ländern hat sich hingegen die Bezeichnung Pride (deutsch: Stolz) etabliert.