Lesben- und Schwulenverband ist besorgt
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) ist besorgt, weil mehrere Gemeinden der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz die im März stattfindenden Veranstaltungen von ProChrist unterstützen. Deren Hauptredner Pfarrer Ulrich Parzany hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt durch homophobe Äußerungen hervorgetan.
Vom 3. bis 10. März findet in der Porsche-Arena in Stuttgart die Großveranstaltung ProChrist statt. Anlässlich dazu gibt es an etwa 20 öffentlichen Orten in Berlin und Brandenburg Live-Übertragungen. Diese Veranstaltungen werden nicht nur auf Großflächenplakaten und im Internet beworben, sondern auch in Gemeindebriefen. Einige Veranstaltungen finden in Kirchen statt.
ProChrist-Hauptredner Ulrich Parzany hat in Interviews und Streitgesprächen wiederholt Sympathie für so genannte Umpolungstherapien erkennen lassen, indem er z.B. erklärte: „Selbstverständlich gibt es Fachleute, die die Möglichkeit sehen, dass Menschen ihre homosexuelle Neigung verändern und dass da Hilfe möglich ist.“ Entsprechende Angebote bezeichnete er in diesem Zusammenhang als „Hilfsangebote“. Zudem habe die „Kritik an praktizierter Homosexualität (…) mit Diskriminierung nichts zu tun“.
Auch in Predigten setzt Pfarrer Parzany Homosexuelle herab. So predigte er 2007 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin: „Alle reden von Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Doch das öffentliche Leben aber versinkt im Gegenteil. Die Lüge wird zu einem Grundraster der Politik. Der Ehrliche ist der Dumme. Geiz ist geil. Egoismus ist chic. Ehebruch und homosexuelle Praxis sind gängiger Lebensstil.”
Hierzu erklärt Ulrich Keßler, Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg: „Wir haben unsere Sorge gegenüber den jeweiligen Gemeinden, Kirchenkreisen und der Landeskirche zum Ausdruck gebracht.“ Vorstandsmitglied Jörg Fugmann ergänzt: „Gerne wollen wir die gute Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in der Hauptstadt fortsetzen. Die Unterstützung von ProChrist und Herrn Parzany stimmt uns jedoch nachdenklich.“
Eine offizielle Stellungnahme der Evangelischen Kirche zu den Bedenken des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg liegt bisher noch nicht vor.