Gedenken an homosexuelle NS-Opfer am 28. Juni 2008, 11 Uhr

Gedenken an homosexuelle NS-Opfer

Im Vorfeld der CSD-Demo fand in Berlin eine Gedenkfeier für die im Nationalsozislismus verfolgten Homosexuellen statt – Unter den Teilnehmern waren Wolfgang Thierse und ein Überlebender des KZ Buchenwald

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas führten im Vorfeld der Demonstration zum Christopher Street Day am 28. Juni um 11 Uhr eine Gedenkfeier am neuen Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen durch.

Bei der Gedenkfeier sprachen u.a. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, Petra Rosenberg, die Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, LSVD-Bundesvorstand Günter Dworek und Alexander Zinn, Pressesprecher des LSVD Berlin-Brandenburg. Auch Rudolf Brazda, der inzwischen 95 Jahre alt ist, nahm an der Gedenkfeier teil. Wolfgang Thierse betonte, dass „die Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen … nicht folgenlos bleiben soll, nicht folgenlos bleiben darf!“

Bei der Einweihung des Denkmals mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann am 27. Mai 2008 war man noch allgemein davon ausgegangen, dass es keinen lebenden Zeitzeugen mehr gibt, der aufgrund seiner Homosexualität in einem Konzentrationslager inhaftiert war. Aufgrund der Berichterstattung in den Medien hatte sich dann jedoch Rudolf Brazda, ein ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald, beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg gemeldet.

 

Alexander Zinn, Pressesprecher des LSVD Berlin-Brandenburg, schilderte in seiner Rede das Schicksal von Rudolf Brazda, der im „Dritten Reich“ aufgrund seiner Homosexualität zwei Mal verhaftet und von 1942 bis 1945 im Konzentrationslager Buchenwlad inhaftiert worden war. Nach den Redebeiträgen legte Rudolf Brazda gemeinsam mit Alexander Zinn am neuen Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen einen Kranz nieder.

Einen Tag zuvor hatte Rudolf Brazda gemeinsam mit Berlins Regierendem Bürgermeister das Denkmal besichtigt. Im Anschluss hatte im Ort der Information eine Podiumsdiskussion zur „Geschichte der nationalsozialistischen Homosexuellenverfolgung“ stattgefunden.  Dabei berichteten die Historiker Rainer Hoffschildt, Andreas Pretzel und Joachim Müller sowie Günter Dworek (Bundesvorstand des LSVD) über die Verfolgung im Nationalsozialismus und die unzureichende Entschädigung nach 1945.  

 

Rudolf Brazda, der auch an dieser Veranstaltung teilnahm, erklärte in einem Schlusswort, wie glücklich er sei, dass die Zeiten des Versteckens und der Angst für Homosexuelle in Deutschland vorbei seien: „Früher, versteckt, versteckt hast du gelebt, die ganze Zeit“, sagte er erregt. „Und ich finde, dass die Demokratie das Beste ist, was es gibt“.

Grußwort von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse zur Gedenkfeier

Rede von LSVD-Bundesvorstand Günter Dworek

Rede von Alexander Zinn über das Schicksal von Rudolf Brazda

Bericht der Tagesschau über die Gedenkfeier